Über Sophie Scholl glaubt man ja alles zu wissen: sie war studentische Widerstandskämpferin im Dritten Reich, wurde erwischt und hingerichtet. Daß sie zuvor begeistertes Mitglied und Leiterin im BDM war, ist weniger bekannt und paßt auch erstmal nicht in das leuchtende Bild, das sich von Sophie Scholl und ihrem Bruder Hans gebildet hat. Hier setzt nun das Buch von Barbara Beuys an. Mittels erst seit kürzerer Zeit der wissenschaftlichen Auswertung zur Verfügung stehender Tagebucheinträge und Briefwechsel zeichnet sie die Entwicklung der Scholl – Familie und die von Sophie Scholl nach. Dabei kratzt sie manchmal durchaus am Heiligenschein Scholls, zeichnet letztlich aber das Bild einer nachdenklichen Frau, die bereit ist, alles ihrer Sehnsucht nach Freiheit vom unterdrückenden Nazisystem unterzuordnen.
Diese Biographie ist hervorragend zu lesen und schafft den Balanceakt, wie ein guter Roman zu packen, ohne dabei flach zu werden. Das Buch hat mir sehr gefallen.