Auto

Ich bin eigentlich jemand, der sehr gern mit der Bahn fährt. Die Erlebnisse der letzten Monate lassen mich jedoch stark darüber nachdenken, ob es nicht doch sinnvoll sein könnte, ein eigenes Auto zu kaufen.

Im Winter besteht die Gefahr des Winters, im Sommer die Gefahr des Sommers. Diese simple Erkenntnis sollte sich doch auch in den Vorstandsetagen der Deutschen Bahn AG herumgesprochen haben. Während in Frankreich alle drei Züge pünktlich und gut klimatisiert verkehrten und auch sonst keine größeren Verstätungen angezeigt wurden, bricht, kaum daß ich deutschen Boden betrete, wieder das Chaos aus. Schlecht gewartetes Material trifft auf diletantisches Personal. Na klasse.

Nachtrag 15.07.2010: gekrönt wurde meine Reise dann noch durch einen Taxifahrer, der ganz offensichtlich eine Überdosis Trill Sprechperlen zum Abendessen verspeist hatte. Trotz deutlichen Hinweises, daß mich es nicht sonderlich interessierte, referierte er ausführlich über Ludmillas und Taigatrommeln, die ja deutlich zuverlässiger als aktuelle Bahntechnik seien. Ich hätte es vor dem Einsteigen wissen können: sein Wagen war mit Aufklebern von Pufferküsservereinen gepflastert.

9 Gedanken zu „Auto“

  1. Vom Chaos auf Deutschlands Schienen kämst Du dann ins Chaos auf Deutschlands schlecht gewartete Straßen … beides wird aufgrund von Sparzwängen von Tag zu Tag unerfreulicher.

  2. Sechs Stunden mussten gut 200 Reisende in Schweden bei quälender Hitze in einem Zug ausharren – ohne Klimaanlage, ohne Wasser und bei geschlossenen Fenstern. Wegen eines technischen Defektes an der Lok blieb der Hochgeschwindigkeitszug bei Flemingsberg südwestlich von Stockholm liegen. Passagiere berichteten nach der Tortur von Panik, Ohnmachtsanfällen und „Lynchstimmung gegenüber dem Personal”. Die Temperaturen in den Abteilen waren demnach auf über 50 Grad gestiegen. Dennoch blieben die Türen zu – und die Fenster konnten nicht geöffnet werden. Ein Mann schlug mit einem Hammer ein Fenster ein, um einem ohnmächtigen Mitreisenden und einem offensichtlich stark leidenden Baby Luft zu verschaffen. Der Zug wurde nach mehr als sechs Stunden Wartezeit in gleißender Sonne von einer Ersatz-Lok in Gang gesetzt. Der Reisende mit Hitzschlag kam in ein Krankenhaus, die anderen Reisenden wechselten in dem Ort den Zug. Sie mussten aber erneut mehrere Stunden warten und erreichten Göteborg schließlich mit 13-stündiger Verspätung.

  3. Bei mir ist es ja eher umgekehrt, ich bin nicht der große Bahnfahrer, weil ein Auto normalerweise meiner Terminplanung meist flexibler entgegenkommt. Aber als ich vorgestern dann doch mal Bahn fuhr, war es trotz des angeblichen «Bahnchaos» sehr nett, und das obwohl auf der Rückfahrt tatsächlich in drei Wagen die Klimatisierung versagt hatte.
    Aber das Personal ist mit der Situation absolut kompetenten nett umgegangen, ich habe im Bordbistro bestens gegessen, nette Leute kennengelernt und jeder dort hatte Verständnis, dass eine solche Panne zwar nicht auftreten sollte, aber einmal aufgetreten natürlich bei so einem großen Laden nicht binnen 24 Stunden erledigt sein kann.
    Die Fahrt in der S-Bahn allerdings war eher unangenehm :-)

    1. Ich bin der festen Überzeugung, daß wir gerade bei der Deutschen Bahn AG ein ernsthaftes Problem haben, das politikgemacht ist. Wie schon geschrieben war in Frankreich alles bestens. In Deutschland waren beide Züge etwa 30 Minuten verspätet (und in den Bahnhöfen war zu sehen, daß gut 40% der Züge Verspätungen hatten), in unterirdischem Zustand, unklimatisiert und das BordBistro war leider auch geschlossen, weil defekt. Das deckt sich mit den Erfahrungen der letzten Monate. Es gibt einen gigantischen Wartungs- und Investitionsstau, bei dem mir die Lust aufs Reisen auf den Gleisen deutlich nimmt.

      Nur zur Erinnerung: ich habe kein Auto und bin eigentlich begeisterter Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel. Ich sitze viel lieber in der Bahn und lese oder arbeite, als mich im Auto auf die Straße konzentrieren zu müssen. Trotz Bahncard 50 zahle ich im Jahr über 4.000,00€ für Tickets (eine 3.600,00€ kostende Bahncard 100 lohnt sich nur deshalb nicht, weil ich an die Kunden projektorientiert abrechnen muß). Und ich habe den Vergleich, weil ich trotz allem im Jahr etwa 25.000 Kilometer mit dem Auto fahre, weil ich dann einfach zu viel Gepäck mit mir herumschlure. Aber das letzte halbe bis dreiviertel Jahr war bahntechnisch einfach nicht mehr zu akzeptieren.

  4. ich bin zwiegespalten – gerade auf Strecken im Nahbereich… Im Fernbereich tendiere ich definitiv zum Auto, da ich wenig Lust habe mir vor Ort noch Anschluesse zu suchen und/oder mit Grossgepaeck von einem Gleis zum anderen zu hechten :(

    Sollte ich allerdings eine Planung ‚gemacht‘ bekommen haben und Shuttle/Taxi/Mietwagen vor Ort der Anschluss ist, ist ein Flug oder auch Bahn (mit Platzreservierung, gern mit Strom und Laptop und so ;)) durchaus angenehm.

    Hier vor Ort kenne ich meist die Haken bei bestimmten Umstiegen (einmal am falschen Bahnende eingestiegen, ist die ganze Umstiegsplanung kaputt), und so ein direktes Aussteigen in Va-Naehe ist schon schick, zumal oft das Parken noch schwieriger waere.

    Wenn ich mich dann allerdings mit den *** %$§&$§“(/&(%$( Busfahrern und deren Logik hier rumplagen musst, vergeht’s mir wirklich… Entweder deutlich *vor* der Fahrplanzeit, oder auch einfach vorbeifahren an der Haltestelle, oder lt. Zentrale aufgehobene Umleitungen, die dann doch gefahren werden – es weiss die Rechte nicht was die Linke tut, und wenn man schon tagsueber fuer den Fahrer die Fahrkarte rauskramen muss vergeht’s mir echt… Ausserdem hat man mit dem Auto auch gleich ein Buero, Wohnzimmer, Kantine und zur Not auch Schlafzimmer dabei ;)

    Wie Eva schon schrieb – das mit dem Regen und der Traufe ist zwar ein Argument, und rein kostenmaessig (also jetzt in direkten Euro, die Zeit mitgerechnet sieht’s oft schon wieder anders aus*) ist die Bahn im Nahverkehr deutlich guenstiger (Gesamtbereich-Dauerkarte, kostet mich nix – Auto waeren immerhin anteilig meine Kosten).

    * vor allem bei oftem Umsteigen auf bestimmten Strecken, oder halt zu bestimmten Zielen – ein Beispiel was ich oft fahren muss: Bahn 1:30 mit 3x Umsteigen plus 2x Fussweg [davon einer ca. 10 Min. zum Zielort], Auto 20-25 Minuten mit Parkplatz direkt vor’m Eingang.

    c-v

    1. Aber es geht ja gerade nicht darum, ob das Bahnfahren an sich gut ist, sondern einfach um den furchtbar schlechten Zustand der Züge, Gleise, Schranken, Signalanlagen, Oberleitungen etc. …

  5. Da kann ich Carina nur zustimmen.
    Musste heute von Aschaffenburg nach München und mein ICE hatte schon mal 15min verspätung wegen eines Stellwerksausfalles dann musst der noch mal 15 min in Führt halten wieder wegen eines Stellwerksausfalles und zu guter letzt war ich natülich im einzigsten Abteil in dem die Klimaanlage ausgefallen war.

    Jetzt sitzt ich hier am Bahnhof und ware das der ICE der schon seit 20min amglaeussteht endlich die Türen aufmacht und hoffe nur das beste.

  6. Ich denke nach wie vor (diffus und nicht sicher, ob die Denke stimmt) – ganz gegen den Trend, der ja auch Autobahnen mit horrenden Ergebnissen privatisiert – dass der Öffentliche Nah- und Fernverkehr vielleicht steuerfinanziert werden sollte, dafür aber gratis für alle Nutzer. Also im Grunde wie TV, Radio, usw. Die Nutzerquote dürfte explosiv steigen, wenn man einfach gratis in jeden beliebigen Zug steigen dürfte, es macht infrastrukturell und ökologisch Sinn – und ich meine, DAFÜR würde ich wirklich mal ausnahmsweise gern Steuern zahlen.

  7. Übrigens Markus, kaum hast Du angedroht, zukünftig auch die Autobahnen überbevölkern zu wollen ;-), titelt die Zeit vergangenen Donnerstag mit „Albtraum Autobahn“. Hier ein Online-Auszug des Artikels:

    http://www.zeit.de/2010/29/DOS-Autobahn

    Der Ausverkauf an Sicherheit und Service bei der Bahn fing bereits vor ca. 15 Jahren mit den ersten Schritten in die Privatisierung an. Da frage ich mich natürlich, wie sich die aktuelle Straßen-Privatisierungs-Welle zukünftig auswirken wird!

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