Nachdem wir uns gestern der Marienburg nachts genähert haben, versuchen wir es jetzt mal tagsüber. Die Burg ist wirklich eine imposante Erscheinung und prägt das Gesicht Malborks ganz entscheidend, obwohl sie gar nicht mehr komplett aufgebaut ist, sondern heute nur noch die Hauptgebäude stehen. Wesentliche Teile der Verteidigungsanlagen sind heute nur noch als Ruinen erhalten.
So führt beispielsweise dieses Tor hier ins Nichts. Früher war hier mal eine Brücke zum nächsten Verteidigungswall, aber sowohl die Mauer, als auch die Brücke sind nicht mehr vorhanden.
Wenn man sich überlegt, daß die Burg im 13. Jahrhundert manuell, also ohne die uns heute zur Verfügung stehenden Maschinen errichtet wurde, dann muß man da einfach großen Respekt haben. Allein die vielen, breiten, tiefen Gräben hat ja jemand ohne fetten Caterpillar, sondern nur mit Hacke und Schaufel ausgebuddelt.
Dieses Tor endet heute auch im Nichts und führte früher zu einem eigenen großen Anleger an der Nogat.
Ein weiteres Tor, daß früher zu einem Verteidigungsring führte und heute in einem tiefen Graben endet.
Wie stabil die Wälle und Mauern gebaut wurden, kann man an diesem Bild ganz gut sehen. Da konnte man früher schon mal eine ganze Armee gegen anrennen lassen. Die Burg wurde in ihrer klassischen Geschichte niemals erobert, galt als unbezwingbar. Erst 1945 schafften es die Russen nach knapp siebenwöchiger Belagerung, die Burg einzunehmen. Das allerdings mit moderner Kriegsmaschinerie. Ich finde es absolut erstaunlich, daß eine mittelalterliche Burg auch modernen Waffen so lange trotzen kann.
Spuren dieser Kämpfe sind bis heute recht deutlich zu sehen. Insgesamt war die Burg nach dem Krieg zu 50% zerstört. Ich habe ein Photo aus dieser Zeit gesehen und es sieht wirklich erschreckend aus.
Mittlerweile hält auch die Natur Einzug in die Burg und hat einige Stellen grün erobert. Das ist ja eine Eroberung, die man sich heutzutage gern gefallen läßt.
Die Steine in ihren verschiedenen Zuständen ergeben auch ganz schöne Ansichten. Diese Mauer hier unten scheint noch aus Originalmaterial zu bestehen. Wenn man sich mal überlegt aus wie viel Millionen Ziegelsteinen so eine Burg erbaut ist, dann zeigt auch das, daß man im Mittelalter durchaus zu so etwas wie einer industriellen Produktion fähig war; wenngleich mit ganz anderen Mitteln als heute.
Hier nun einige Bilder der nach dem Krieg nicht wieder aufgebauten Verteidigungsanlagen. Auf der einen Seite ist es etwas schade, daß man sie nicht restauriert hat, denn so ist die ganze Wucht der Burg heute nicht mehr ganz so deutlich zu erkennen. Auf der anderen Seite ist der jetzige Zustand auch gut, ergeben sich so daraus doch sehr schöne Perspektiven.
Soweit nun erst einmal die Marienburg von außen. Als nächstes werde ich Euch dann tatsächlich einige Bilder aus dem Inneren zeigen.