Am gestrigen Sonntag war ich in einer der umfangreichsten Sammlungen zeitgenössischer Kunst … nun … ich denke Deutschlands; sie kann es jedenfalls ganz locker mit dem modernen Teil der Kunsthalle Hamburg aufnehmen. Die private Sammlung Falckenberg liegt ohne weitere Beschilderung in einem alten Phoenix Gummifabrik – Gebäude am Rande der Innenstadt von Hamburg – Harburg und man würde locker daran vorbeilaufen, wüßte man nicht genau, daß der Eingang irgendwo am Tor zwei liegen muß. Diese Privatsammlung ist zwar öffentlich zugänglich, allerdings nur nach vorgeriger Anmeldung; sie hat keinen normalen Museumsbetrieb. Auch kann man (leider !) nicht einfach nach eigenem Tempo hindurchlaufen, sondern diese Sammlung ist aus Sicherheitsgründen nur geführt zu sehen.
In der Ausstellung selbst darf man zwar ohne Blitz photographieren, allerdings ist die Veröffentlichung ausdrücklich nicht erlaubt, so daß dies der einzige Eindruck des Innenraums sein soll. Die ständige Sammlung sowie die wechselnden Ausstellungen finden auf vier Etagen Platz; im Keller ist das Magazin, dort hängen die Gemälder an zahllosen, großen Rollwänden, die man zum Betrachten der Bilder verschieben kann.
Grund meines Besuchs und längster Teil der Führung war die derzeitige Sonderausstellung über das Werk von Uwe Lausen, einem Maler der sechziger Jahre, den man sicher als einen der wichtigsten, eindrücklichsten deutschen Maler dieser Zeit bezeichnen kann. In nur neun Jahren seines Schaffens vor seinem Freitod als 29jähriger schuf er rund 200 Gemälde. Dabei ist eine Entwicklung in der Varianz von Perspektive und Technik zu sehen, die andere kaum in einem ganzen Lebenswerk schaffen.
Nebenher hatte ich dann aber auch Gelegenheit, die zweite Sonderausstellung „P(r)unk“ über Wolfgang Petrick und eben die Stammausstellung zumindest einmal zu streifen.
Es ist für mich als Laien nun schwer, Bilder, Kunstwerke und Techniker zu beschreiben; das müßt Ihr Euch schon selbst anschauen. Insgesamt bedauere ich aber sehr, daß ich nicht die Gelegenheit hatte, statt der knapp zwei Stunden gute vier oder fünf Stunden in dieser Sammlung verbringen zu können. Das wäre sicher angemessen und außerdem noch … ein Spaß ist sicher das falsche Wort, aber es wäre ohne Ermüdung sicher möglich gewesen, denn die Sammlung ist wirklich toll, gelungen, sehenswert.
Ich wohne nun schon fünfzehn Jahre in Hamburg und hatte von der Sammlung Falckenberg zuvor noch nie gehört. Das mag am Standort und an der verschwiegenen Art und Weise des Betriebs, aber vielleicht auch an meinem Banausentum liegen, jedenfalls hat es die Sammlung verdient, von einem großen Publikum gesehen zu werden. Hamburgern sei also dieses Mal tatsächlich die Reise über die Elbe in die südlichen Stadtteile empfohlen und Auswärtige mögen eben auch daran denken, daß vielleicht auch Harburg ein Abstecher wert sein kann. Beiden, Hamburgern wie Besuchern, sei eine rechtzeitige Anmeldung empfohlen, ohne diese kommt man nicht rein.