Bild von Ernst Ludwig Kirchner
Während wir uns also in Richtung Cottbus stauen kann ich ja die Zeit nutzen und von meinem Besuch in der Ernst Ludwig Kirchner – Ausstellung der Kunsthalle Hamburg am letzten Wochenende erzählen, die ich unter der Führung von Matthias Wellmer sah, der als launiger und wohlinformierter Führer immer wieder ein Genuß ist.
Kirchner, Mitbegründer der „Brücke“ und prägende Figur des Expressionismus‚ verstand es, Stimmungen, vor allem wohl seine eigene Stimmung, gewissermaßen als Subtext in den Bildern unterzubringen. Im oben abgebildeten Bild aus seiner Berliner Zeit steckt die Unruhe in den vielen gezackelten Linien. Bilder von Fehmarn, einer Insel, die Kirchner oft zur Erholung aufsuchte, sind insgesamt viel ruhiger in der Linienführung. Für mich war es interessant zu sehen, daß Kirchner mit sehr unterschiedlichen Techniken (Kohle, Kreide, Radierungen, Öl und Holzschnitte, teilweise auch in Kombination miteinander) arbeitete, die jeweils neben seiner künstlerischen Entwicklung im Laufe der Zeit eben auch sehr unterschiedlich wirkende Werke ergeben. Auch gibt es einzelne Motive, die er im Laufe der Jahre mittels unterschiedlicher Techniken darstellte. Der Unterschied und die Gemeinsamkeiten sind sehr interessant. Außerdem war Kirchner wie ich fleißiger Postkartenschreiber — nur versandte er keine Ansichtskarten, sondern immer selbstgemalte Karten mit teilweise erstaunlicher Komplexität.
Kirchner selbst war ein absoluter Kontrollfreak und wollte wohl auch die Kritiken seiner Werke beeinflussen. Aus diesem Grund schuf er die Figur eines französischen Kritikers, mit der er jahrelang erfolgreich begeisterte Kritiken seiner Werke schrieb, bis dieses Doppelleben aufzufliegen drohte.
Mir selbst hat die große Bandbreite und auch die Art der Werke sehr gut gefallen und kann Euch den Besuch in der Kunsthalle nur empfehlen.