Gut’n Abend,
da sind wir, und so bald gehen wir auch nicht wieder weg.
Das Palastorchester und ich haben kein hehrereres Ziel,
als Ihnen, hochverehrtes Publikum, einen herrlichen Abend zu bereiten;
mit einer intelligenten, raffiniert strukturierten Handlung……
……werden wir Sie nicht behelligen; im Gegenteil !
Statt dessen: Musik.
Heute, nach einem superschwülen Tag, als Abschluß einer Woche, in der keine Show ohne (interne, vom Publikum in der Regel nicht als solche bemerkte) Pannen ablief, endlich eine runde Show ohne Kinken. Wahrscheinlich, weil alle nach Hause wollten. Wurde als Befreiungsschlag echt Zeit.
Bei der Suche nach interessanten Frauennamen
kommt man unwillkürlich auf „Brünhilde“.
Brünhilde arbeitet hauptberuflich als Walküre,
sie hat durchaus ihren eigenen Kopf
und überwirft sich mit ihrem Vater, Wotan;
auch kein schlechter Name — wenn auch nicht für eine Frau.
Wotan hat lange genug ein Auge zugedrückt
und das heißt bei Wotan viel,
……denn er hat ja nur eins.
Er beschließt, Brünhilden zu bestrafen,
senkt sie in einen tiefen Schlaf
und umgibt sie mit einem gewaltigen Feuerwall.
Endlich, nach langer Zeit, durchdringt Siegfried, der Held, den Feuerzauber.
Da liegt sie nun, seit vielen Jahren, bei großer Hitze.
Siegfried hebt den Schild auf, mit dem Brünhilden zugedeckt,
und er erkennt: Brünhilde ist gar …… lieblich.
Und in kesser Anwandlung und weil er für den Tag noch nichts weiter vorhat,
spricht er sie an mit einem Titel von Walter Donaldson:
Hallo, was machst Du heut’ Daisy.
Wir begeben uns nun musikalisch in die Vereinigten Staaten von Amerika.
Der Jazz, der Swing ist in den pulsierenden Metropolen
mit ihren eleganten, lichtdurchfluteten Boulevards,
deren mondänen Clubs der noblen Lebewelt ebenso zuhause,
wie in den finsteren Vorstädten,
denen der Lichterglanz nur von ferne flimmert.
Hier sammelt sich die Halbwelt im dämmerigen Licht ihrer dunstigen Dielen.
Grimmige Ganoven gedeihen in dieser Atmosphäre am Rande der Illegalität
und spielen kaltherzig mit Worten,
die brave Bürger schreckensbleich werden lassen,
wie Korruption, Drogenhandel und Dosenpfand.
Es ist eine Hommage gleichsam, denn obwohl man allenthalben das Gegenteil liest,
ist es doch wohl so, daß wir die Amerikaner im Grunde unseres Herzens
schon ein kleinwenig liebhaben.
Es ist eben alles relativ.
Für eine Liebe im Mai sind drei Wochen relativ kurz;
für einen Fisch im Kühlschrank jedoch……
Sehen Sie, und so verhält es sich auch mit der Musik.
Ist nun ein Ton relativ hoch, oder relativ tief.
Darüber machen wir uns so unsere Gedanken
Was ist Musik ?
Diese Frage gewinnt an Bedeutung,
wenn man sich darüber klar wird,
daß eigentlich jeder Musik machen darf,
während der Gebrauch von Schußwaffen streng reglementiert ist.
Nicht auszudenken — eine Blockflöte in falschen Händen
Was ist Musik ?
Zuweilen sieht man uns gebeugt über Faximiles Bach’scher Handschriften
den Kontrapunkt diskutieren — nächtelang.
Denn die Musik zu begreifen, zu erahnen,
ihre innere Struktur zu erkennen,
ihren Aufbau, ihre Feinnervigkeit…
Und genau in diesem Moment kommen sechs Bayern auf die Bühne und spielen beste Blasmusik……
Vieles der Show kann man natürlich hier schon allein aus urheberrechtlichen Gründen nicht wiedergeben. Ihr lest hier ausschließlich Moderationstexte. Aber die Show macht Spaß. Nach drei Jahren immer noch; und das will echt was heißen.
Copyright für die Texte bei Max Raabe; lieben Dank an Max für die Freigabe der Texte für dieses Blog.