Copyright: Phonak
Das ist ein InEar – Hörer. Drahtlos. Komplett. Hörer, Empfänger, Batterie, Antenne, alles drin. Spielt im VHF – Bereich. Nein, der Schniepel da rechts ist nicht die Antenne, sondern nur ein Nylonfaden, an dem man diesen Hörer wieder aus dem Ohr ziehen kann und der auch gern gekürzt werden darf. Standzeit einer Batterie: 13 Stunden Dauerbetrieb. Boah.
So gestaunt habe ich auch, als ich dieses Teil im Phonak – Bereich des ASC – Standes auf der Showtech sah. Aber mal ganz langsam von vorn. Phonak ist eigentlich ein Hörgerätehersteller aus der Schweiz. Schon früh haben sie sich damit beschäftigt, Hörgeräte immer kleiner und immer unsichtbarer zu bauen. Dabei kamen sie im Laufe der Zeit auf den Gedanken, daß man diese Technik ja auch für andere Bereiche nutzen könnte. Zum Beispiel für Moderatoren. Gewissermaßen als „Fernsteuerung“, damit man ihnen während einer Liveshow noch Dinge ins Ohr flüstern kann; natürlich ohne daß das Fernsehpublikum überhaupt bemerkt, daß der Moderator einen Knopf im Ohr hat. Wenn man dieses unglaublich kleine Gerätchen sieht und ausprobiert kann man sagen, das ist ihnen gelungen. Ehrlicherweise muß man zugeben, daß die Übertragungsqualität nur für Sprache geeignet ist, nicht für Musik. Das liegt aber weniger am Hörer, als an den Funkübertragungsmöglichkeiten. Denn das Signal soll stabil auch mal bis zu 250m ohne Aussetzer spielen.
Das System hat sich bewährt und wird bereits bei einigen Fernsehsendern eingesetzt. Ich kann mir das auch sehr gut bei Industrieveranstaltungen vorstellen.
Den Invisity – Hörer gibt es entweder mit einer fixen Frequenz (was mir persönlich ja zu riskant wäre), mit einer umprogrammierbaren Frequenz, oder mit vier umprogrammierbaren Frequenzen, zwischen denen man mittels Funkfernsteuerung umschalten kann. An der Baugröße ändert sich nichts.
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Mit dem oben gezeigten Invisity – Hörer kann man nur hören. Das ist manchmal dann doch etwas wenig. Und darum gibt es bei Phonak auch verschiedene Hör-/Sprechkombinationen aus der Condor – Reihe, die ebenfalls recht unauffällig sind und die verschiedene Funktionen erfüllen.
Fangen wir ganz links an: das ist das ComCom – System, also ein einohriges Interkom – Headset – System, das man an Funkgeräte, Handys, oder eben an die berühmte Partyline anschließen kann. Das Mikrophon ist direkt an das Ohrpaßstück montiert, es gibt keinen Kopfbügel, nichts. Man steckt sich nur den Hörer ins Ohr und alles ist fertig. Das ganze System ist leicht und bequem. Es kann entweder mit Standardohrstöpseln, oder aber mit Orthoplastiken (also mit individuell auf das eigene Ohr gefertigten Paßstücken) getragen werden. Der Unterschied zu Mitbewerberprodukten liegt darin, daß man die Orthoplastiken ganz einfach austauschen kann; sie sind nicht fest an den Hörer angegossen. In Theatern beispielsweise muß dann nicht jeder Inspizient seinen eigenen Hörer haben, sondern nur seine eigenen Paßstücke. Außerdem kann man ganz einfach einstellen, ob der Hörer geschlossen, halboffen, oder komplett offen sein soll; wie viel man also auf dem Ohr von der Umgebung mitbekommt. Hörer und Mikro sollen musiktauglich sein (das habe ich auf der Messe nicht testen können), was daraus ein ziemlich gutes Sing- und InEar – Monitoring – System machen würde.
Das mittlere System auf dem Bild hört auf den Namen Serenity und hat direkt ein dynamisches Noisecancellation – System mit eingebaut, das man einstellen kann. Umgebungslärm wird also einfach sowohl im Hörer, als auch im Mikro eliminiert. Dafür hat es an der Außenseite der Hörer weitere kleine Mikros eingebaut, die den Umgebungslärm aufnehmen und zur Analyse in die bordeigene Elektronik schicken. Sollte das halbwegs gut funktionieren, dann ist es das Traumsystem für jede laute Bühne. Das Verhältnis zwischen Kopfhörernutzsignal und Umgebungsgeräuschen kann stufenlos eingestellt werden, bei einem Schwellwert des Umgebungslärms von maximal 98dB macht das System komplett dicht und läßt nur noch das Hörersignal an die Ohren. Auch dieses System ist kompatibel zu den auswechselbaren Orthoplastiken und man kann es je nach bestelltem Stecker an Funkgeräte, Interkom, oder Handys anschließen. Da man die Elektronik unter seiner Kleidung verstecken kann, ist auch diese Lösung trotz seiner mächtigen Funktion ein sehr dezentes System.
Das linke System heißt Profilo und ist gewissermaßen eine Weiterentwicklung des ganz oben vorgestellten Invisity – Systems. Es gibt wieder den unglaublich kleinen InEar – Hörer, dieses Mal jedoch ist der Sender und das Mikrophon in einem kleinen Gerät, das man sich einfach um den Hals hängt; gerne auch unter leichter Kleidung, sodaß man es nicht sieht. Durch die veränderte Funktechnik ist die Qualität des Hörersignals angeblich auch musiktauglich. Wieder kann man diese Kombination je nach Stecker an Interkom, Funkgeräte, oder ein Handy anschließen. Jetzt mal ehrlich: das ist doch wohl das Traumheadset für jede Galasituation, oder ?
Nicht verschweigen möchte ich Euch noch, daß Phonak auch ein drahtloses Vollduplex – Interkom – System anbietet, mit dem maximal sechs Teilnehmer pro Kanal sprechen können und das in der Bundesliga für die Schiedsrichter – Kommunikation eingesetzt wird. Die Beltpacks sind recht klein und wirklich sehr leicht, es arbeitet ohne Basisstation, ist also ein Funkgeräte – System. Allerdings läuft es im UHF – Bereich, was ich bei der derzeitigen Funksituation nicht mehr für optimal halte und die Anbindung an ein kabelgebundenes (Partyline-) Interkomsystem ist etwas tricky. Zudem hat das Beltpack einen Headsetanschluß, der nicht kompatibel ist für die üblicherweise bei uns eingesetzten 4pol – XLRs. Es läuft plug-and-play, ist im Verhältnis zu anderen Vollduplex – Systemen relativ preisgünstig und für kleine Baustellen trotz des UHF – Mankos vielleicht eine Überlegung wert. Soweit ich das verstanden habe gibt es bei den bis zu sechs Nutzern keine PTT – Taste, das Mikro ist immer an (echtes Vollduplex also). Ob man das bei Konzerten möchte, müßte man ggf. ausprobieren.