Zur Zeit passiert ganz viel, aber so wenig, das ich dann auch verbloggen kann und so bin ich froh, wenn mir Leser Fragen stellen. Heute erreichte mich diese Mail:
Hallo Markus,
ich war bei BAP anlässlich der BR-Radltour und da kommt man so schön ungestört an die Bühne. Und da tauchte folgende Frage auf.
Auf der Bühne stand eine Truhe ca. 60 x 60 x80 cm im oberen Bereich eine Öffnung und darin kreiselten 2 „Keulen“ mit unterschiedener Geschwindigkeit – also die Keulen waren fest miteinander verbunden. Ich habe so einen Kasten schon in anderer Ausstattung gesehen, aber diesmal war es halt offen und das Licht fiel so schön auf die Rotoren.
Was ist das für ein Kasten, wie heißt so was und was tut es?
Danke und liebe Grüße
Ulrich
Da ich diese Truhe kenne und den Sound auch sehr schätze, beantworte ich die Frage sehr gern.
Copyright: Hustvedt
Die Kiste die Du gesehen hast ist ein sogenanntes Leslie – Rotorkabinet (oder eben auch einfach nur kurz Leslie). Darin befinden sich zwei Lautsprecher — einer für die Höhen und einer für die Tiefen — an denen sich drehende Schallverteilungstrichter befinden. Ich denke mal, daß Du nur die beiden sich drehenden Hörner des Hochhöners gesehen hast und der Baß hinter einer Stoffbespannung steckte. Diese Trichter bewirken zweierlei Effekte: zum einen schatten sie den Schall in Zuhörerrichtung ab und geben ihn wieder frei; dadurch entsteht ein Lautstärkeunterschied. Und dann bewegen sie den Schall zum Zuhörer hin und wieder weg; durch den Dopplereffekt entsteht so eine Tonhöhenänderung, ein Vibrato.
Ein Leslie wird klassisch für (Hammond-) Orgeln eingesetzt, klingen aber auch bei Gitarren ziemlich klasse. Dadurch daß man die Rotoren unterschiedlich schnell laufen lassen kann, entstehen so sehr schöne Effekte. Ich habe mal einen Schnipsel aus einem Stück angehangen, das heute Morgen hier zufällig in meiner „Jukebox“ lief und ich daher gerade noch im Ohr habe. Bei diesem Orgelpart aus der Album – Version des Song „Vorbei ist vorbei“ der Schweriner Kapelle „Das Auge Gottes“ (Wikipedia) hört man die Möglichkeiten eines Leslies ganz schön.
Leslies gibt es mit eingebauten Transistor- oder Röhrenverstärkern; ich bin der Meinung, daß, wenn man sich schon so einen schweren, mechanischen, wartungsintensiven Klotz ans Bein bindet, es doch bitte auch die Röhrenvariante sein möge. Sie klingt leicht im Overdrive (also leicht übersteuert) einfach sehr, sehr geil.
Jo, der Leslie-Effekt führt zu den fettesten Sounds der Rockmusik. Das ist genau mein Geschmack und auch sehr junge Leute entdecken diese Dinger – wie hier die holländische Truppe DeWolff:
http://youtu.be/Gh-8lQbTUoY
Greetz
Ron
Danke!
nun bin ich ein Stück schlauer!