Dieser verregnete Sommer ist nicht nur fürs Gemüt schlecht, sondern auch für die Kultur. Im Hamburger Wohlerts Park spielen nämlich die Elfen im Park bei halbwegs gutem Wetter regelmäßig Theater, dieses Jahr die Nibelungensage den Nibelungen – Clan. Dabei zeigen die Elfen, daß sie echte Profis sind und auch eine komplexe und spannende Geschichte nicht so zerfasern müssen wie Hebbel, der zwei Abende braucht, um die Geschichte zu erzählen, oder gar Wagner, bei dem man an vier Abenden sich insgesamt 16 Stunden den Hintern plattsitzt. Nein, in gut anderthalb Stunden ist die Geschichte erzählt und alle wichtigen Fakten (und noch einiges mehr) sind drin. Was will man mehr ?!?
Das Theater ist eine Weggabelung im Park und weit über eine Stunde bevor der Vorhang sich hebt die Akteure den Platz betreten kommen schon die ersten Zuschauer, um sich die besten Plätze zu sichern. Die Erfahrenen haben Decken, Klappstühle und Picknickkörbe mitgebracht und so beschränkt sich die Kultur des Abends nicht nur aufs Theater, sondern wird perfekt durch Speis‘ und Trank (bei mir verschiedene Käsewürfel, Frikadellen und Weintrauben an eisgekühltem Prosecco) ergänzt. Mithin ist der Genuß also weit stärker, als in der Staatsoper oder im Schauspielhaus beispielsweise.
Wenn Ihr nun ein Bild weiter oben die hochgewachsen‘ Gestalt Siegfrieds seht, oder hier die bezaubernde Kriemhild und unten links Brünhilden, so ist doch klar, daß diese Inszenierung derer in Worms mit nichts, aber auch gar nichts nachsteht, sie eher noch glänzend übertrumpft. Auch deshalb, weil das Theaterstück an passenden Stellen mit musikalischen Einwürfen perfekt ergänzt wird.
Die Elfen im Park verstehen es mal wieder (und angeblich dieses Jahr zum letzten Male, ich hoffe aber da noch auf Erbarmen oder Einsicht), klassisches Theater so umzusetzen, das es großen, großen Spaß macht. Ich habe mich auf jeden Fall bestens unterhalten gefühlt. Heute Abend gibt es die allerletzte Vorstellung, ich drücke den Schauspielern beide Daumen, daß es trockenes Wetter gibt und empfehle allen rund um Hamburg, sich das Stück unbedingt anzuschauen.
Der Eintritt ist übrigens frei; nach der Vorstellung geht ein Hut rum, in den man steckt, was einem der Abend wert war.