Messerundgang

Gestern war ich auf „unserer“ Messe, der pro light & sound in Frankfurt, also der weltweit größten Messe für Veranstaltungstechnik und wie immer wenn ich dort war, will ich Euch hier kurz ein paar Dinge zeigen, die ich dort sah. Wie immer gibt es zahlreiche kleine Stände von chinesischen Firmen, die eine Menge Schrott und Kopien produzieren, manchmal aber auch tolle Details. Diese Firma in Halle 6.1 stellt Taster her. Das klingt jetzt erstmal nicht soooo aufregend. Das Besondere an diesen beiden Modellen ist aber die Beschriftbarkeit: die acht Taster außen sind mittels OLED in ihrer Hintergrundfarbe frei veränderbar und auch die Beschriftung kann per LCD verändert werden. Die fünf Taster in der Mitte haben einfach einen Videoscreen, der erstaunlich hochauflösend ist und auf dem Inhalte komplett frei aufgespielt werden können. Ziemlich klasse.

Wie immer gibt es auf der Messe nicht nur innovative Technik zu sehen, sondern auch … nun ja … fossile Relikte, die im realen Leben keine Rolle mehr spielen, aber irgendwelche Freakmärkte bedient. Wie diese PA. Wer’s mag.

Yamaha stellte ihre lange überfällige neue Digitalpultserie vor und an dem Stand war es so voll, daß ich darauf verzichtete, mir das Pult anzuschauen. Auch wenn auf dem Stand dichtes Gedränge war: ich fürchte, daß Yamaha seine Alleinstellungsposition, die die Firma vor fünf Jahren noch auf dem Livepultsektor faktisch hatte, locker verspielt hat und nun den Konkurrenten hinterherrennen muß. Interessant bei Yamaha (und auch an vielen anderen Stellen auf der Messe) war der unglaublich hohe Anteil von russischen Interessenten. Die Russen müssen ganze Flieger gechartert haben, um zur Messe zu kommen. Yamaha hatte extra eine ganze Gruppe von russischsprachigen Verkäufern am Stand.

Im krassen Gegensatz dazu der Stand von Cadac. Auch hier baut man Digitalpulte, extrem hochpreisige noch dazu und das Standpersonal trägt die Nase etwas höher. Der Stand ist aber komplett abgerockt und schon am ersten Messestag im desolaten Zustand. Das hätte ich bei dem Marktsegment, den Cadac bedienen möchte, anders erwartet.

Hier mal eine Variante des Notfallcases, bei dem man nicht Gefahr läuft, beim Abbau sich Finger abzuquetschen. Auf der anderen Seite finde ich gerade die hohe Bauform der sonst üblichen Notfallcases ganz cool, weil man dann einfacher an den Verbandskasten kommt und die hohe Bauform auch eine gewisse Signalwirkung hat.

Singing Rock, bislang eher bei Bergsteigern für Klettergurte und Zubehör bekannt, hat mittlerweile nicht nur richtig gute professionelle Gurte, sondern auch den guten, alten Seemannsstuhl professionalisiert und bietet damit die Möglichkeit, auch bei längeren Montagen halbwegs bequem zu sitzen. Klasse.

Auch wirklich praktisch finde ich dieses Hilfsmittel zum Bergen von verletzten Kletterern von Bornack, einer Firma, die aus dem Bereich der Industriekletterer kommt.

Klasse fand ich auch dieses aufblasbare Teil, das vor eine Stufenlinse gehangen wird und mit dem man dann sehr gut Flächen ausleuchten kann.

Nachdem die Lichttechniker jahrelang neidisch auf die Tonkollegen schauten, weil die immer ganz wichtig berechnen konnten, während man selbst völlig ohne zu rechnen einfach nur Lampen aufhing, kommt jetzt das LineArray für die Lichtabteilung, wie man hier sehen kann. Die Parameter wurden schon in die bekannten Softwareprodukte wie Mapp Online und pre flight check integriert und nun können auch die Lichtler beim Aufbau ganz wichtig mit ’nem Laptop über die Baustelle rennen.

Kultour zeigte, wie man Ausstellungsfläche möglichst ökonomisch ausnutzt, indem man das Matruschka – Prinzip anwendet.

Und LMP Pyro ist nun auch in der Lage, Wasserfontainen brennen zu lassen. Der Effekt läßt sich leider schlecht photographieren, sieht in der Realität aber schon ziemlich cool aus.

Soweit meine Eindrücke. Ansonsten gab es wenig echte Sensationen, dafür aber eine stille Entwicklung: es gibt viel weniger Katastrophen bei Aufhängungen als in den vergangenen Jahren. Entweder greift die Messeleitung härter durch, oder aber die Professionalisierung unserer Branche zeigt tatsächlich mal positive Seiten.

14 Gedanken zu „Messerundgang“

  1. @Markus,
    bei deinem vorletzten Absatz hat sich ein Fehler eingeschlichen, du hast Wörter vergessen.
    „Und LMP Pyro ist nun auch in der Lage, Wasserfontainen brennen zu lassen“,…
    meine Augen leuchteten wie ein haushoher Weihnachtsbaum in der Heiligen Nacht. ;-)

  2. danke fuer Deine Eindruecke, wirklich interessant!

    Beim ersten Foto wundere ich mich allerdings, nein, ich frage mich wie es um die Dauerhaltbarkeit solcher Schalter bestellt ist – zumeist sind diese Asia-Produkte ja nicht zwingend mechanisch belastbar (aka „Spielzeug“), und im Eifer des Gefecht- aeh, Tourbetriebs wird ein Schalter schonmal deutlich kraeftiger als noetig gedrueckt… Aber auf jeden Fall eine gute Anwendung!

    Sonnige NordGruesse,

    c-v

  3. Also was das „PA-Relikt“ angeht: wenn man sowas live rauf und runter rödeln muss macht das bestimmt keinen spass.
    Aber für stationär – wer mal in Berlin im Berghain war, die haben Function One, das sieht so ähnlich aus, und noch’n Motor-Bass dazu … Da könnt ich drin wohnen *g*

  4. Funktion One tut’s sehr gut……würd mir wünschen sowas öfter mal in guten Clubs zu finden…..es muss nicht immer line array sein!

  5. ich kann den letzten beiden kommentatoren zustimmen – auf dem void – system welches du letztes jahr fotografiert hattest (mit den großen hörnern) und dich, sagen wir, leicht abschätzig geäußert hattest, habe ich mal in portugal in einem mittelgroßen club gespielt und es war wirklich, wirklich großartig! fand ich auch sehr viel besser als funktion one.
    aber die dinger sind halt auch auf techno/house und für den clubbetrieb abgestimmt…

  6. Aaaaaaaalso …… W-Bins mag ich akustisch immer noch sehr und gerade bei großen OpenAirs wären das tatsächlich sinnvolle Bässe. Ansonsten finde ich das Hörnergestacke in der Regel deutlich an der Zeit vorbei. Mir mag doch niemand erzählen, daß er das bei einer mobilen Anwendung halbwegs phasengleich gebaut bekommt. Bei kleinen Räumen finde ich W-Bins übrigens auch daneben; die fangen in ihrer Wirkung da an, wo der Raum schon lange vorbei ist.

    Auf der anderen Seite weiß ich natürlich auch, daß das Auge mithört und da mag dann der ein oder andere den Sound ganz toll finden, wenn er diese Art von Konstruktion hört. Im direkten Vergleich aber, da bin ich mir sicher, wird jeder im Blindtest moderne Konstruktionsformen vorziehen.

  7. Aber das ist kein Widerspruch. Ich hab doch von einer Festinstallation gesprochen. Und wenn die dann sowas wie den großen Club im Berghain (so groß wie ne Kirche) akustisch fast komplett trocken kriegen und obendrein Tony Andrews höchstderoselbst das System 2 Tage lang durch EQed … Dascha man schon ne Hausnummer!
    sagt der Disco-Opa ;-)

  8. Ich find ja schon interessant, wie hier immer noch nur Line Arrays das beste der Welt sein sollen und Point Source Super veraltet sein soll.
    Ich kann Euch sagen seitdem beispielsweise bei Rock am Ring fast auschliesslich LA verwendet wird ist der Sound immer schlechter geworden. Ganz zu schweigen von der Windempfindlichkeit. Ich würde mich als Eintrittbezahler schön bedanken wenn plötzlich der Sänger nicht mehr zu hören ist, oder die Gitarre verschwindet weil eine Böe die Zylinderwelle auseinanderreißt. Ich habe aus eigener Erfahrung den Vergleich, denn am Ring wurde zwischendrin auch mal ein Uralt System von Clair eingestetzt —> Der Soundcheck war kurz und das Ergebnis Top… und trotz Wind sind keine akustischen Ereignisse „verschwunden“. zum ch so schrecklichen Riggen kann man sagen, wenn man halbwegs erfahren ist, dauert es auch nicht länger beispelsweise ein Funktion One System, das komplett unverlierbares Riggingequipment an der Box hat zu riggen.
    Ich mein mir is schon klar, das viele den heiligen Gral im LA sehen, aber nur weil es alle machen, heißt das noch lange nicht das das super ist!

    Just my 2 cents

  9. zum Void-Stand kann ich leider nur sagen, dass diese *Vollidioten* völlig rücksichtslos nach 18 Uhr über eine halbe Stunde lang dermassen Lärm gemacht haben, dass man an den umliegenden Ständen kein Wort mehr verstehen konnte. wenn manche Hersteller es wirklich notwendig haben, in Halle 8 und 6.1 aufzudrehen, dann wird keiner was sagen, wenn’s eine Minute dauert. war hier leider nicht der Fall. ich bin kein Aussteller, sondern einfach Techniker, der sich gerne mit Kollegen, die man ein mal im Jahr trifft, ein wenig ausgetauscht hätte.

  10. Hallo,
    von welchem Hersteller war denn das Notfall Case? Die üblichen Trümmer sind für kleinere Produktionen doch meist zu groß und zu schwer…

  11. Das Notfallcase war von Gäng Case (http://www.gaeng-case.de/), aber ich bin mir sicher, daß Dir das jeder andere Casebauer auch baut. Von Gäng gab es auch ein Schubladencase, in dessen aufklappbarer Türe die Notfallausrüstung Platz fand; auch keine schlechte Idee.

    Die üblichen „Trümmer“ sind doch auch nur 60cm x 60cm x 90cm und werden dann aufgeklappt, sodaß sie dann 180cm hoch sind.

Kommentare sind geschlossen.