Über Helfer und Nichthelfer

Liebe Personaldienstleister,
Liebe Konzertveranstalter,

unsere Branche ist aus ihrem Schattendasein der Nichtbeachtung durch die Behörden herausgerissen worden und plötzlich müssen auch wir uns an Gesetze halten, die für andere Branchen schon lange selbstverständlich waren. Dazu gehört auch der Bereich Scheinselbständigkeit/Arbeitnehmerüberlassung. Nun habt Ihr aus dieser Situation unterschiedliche Schlüsse gezogen. Die einen haben ihre bisherigen Stagehandcrews faktisch aufgelöst und arbeiten nur noch mit 400€ – Kräften, oder gar mit 1€ – Jobbern. Andere waren mutiger, stellten eine gute Stammcrew zu fairem Gehalt ein und wickeln nur Personalengpässe auf 400€ – Basis ab. Daß beide Lösungen sehr unterschiedliche Lohnnebenkosten verursachen, liegt auf der Hand.

In diesen Wochen war ich mit einer mittelgroßen (drei Trailer, lokaler Call: 16 Helfer, 1 Staplerfahrer, 2 Cateringhilfen, 2 Rigger) Produktion im Lande unterwegs, wir haben 40 Shows gespielt und am Ende dieser Tour möchte ich mich ganz herzlich bei den Handsfirmen und Veranstaltern bedanken, die sich für die teure Variante entschieden haben, oder aber zumindest ihre Helfer vernünftig schulen, bevor sie auf eine Produktion losgelassen werden. Danke, danke, danke. Im Umkehrschluß muß ich leider all‘ denjenigen sagen, die den billigen Weg gegangen sind: so wird es auf Dauer nicht gehen.

Von einem Helfer ist erwartbar, daß er weiß, wie ein Case aufgeht (und was ein Case überhaupt ist), daß er Kabel nicht über den Arm aufwickelt und daß er neben der Pyro stehend nicht rauchen sollte. Beispielsweise. Es reicht ausdrücklich nicht, ihn einfach mit Arbeitsschuhen und Helm auszurüsten und ihn dann mal loslaufen zu lassen. Klar, wir haben alle mal unwissend angefangen und auch ich habe vor vielen Jahren ganz sicher Dinge gemacht, die andere nur den Kopf haben schütteln lassen (und vielleicht ist das auch heute noch manchmal so). Allerdings hatten wir auf unserer Tour sehr häufig Neuligsquoten von über 50%. Das ist nicht nur gefährlich (weil die helferinterne Fehlerüberwachung nicht funktioniert und man als Tourcrew wirklich jeden Helfer einzeln beaufsichtigen muß), sondern führt auch dazu, daß letztlich deutlich mehr Arbeitszeit anfällt — was den augenscheinlichen finanziellen Vorteil der Billigcrews zumindest in Teilen wieder aufhebt.

Wir hatten beispielsweise direkt an zwei Tagen hintereinander einmal eine große, geräumige Arena, mit einfachsten Rigging- und Ladebedingungen, aber abenteuerlicher Helfercrew und zum anderen ein enges Kongreßzentrum mit bescheidenem Ladeweg, aber guter örtlicher Crew. Eigentlich hätten wir vom Venue her in der Arena schneller sein müssen, tatsächlich waren wir aber unter erschwerten Bedingungen mit der guten Crew beim Abbau um 45 Minuten schneller. Zudem ging in der Arena Material kaputt, im Kongreßzentrum nicht. Wenn man mal diese Kosten gegeneinanderrechnet, dann können die Billighands gar nicht mehr so viel billiger sein, als die gute, professionelle Alternative.

Klar, auch früher gab es mal schlechte Helfer auf einer Tour über die man sich ärgerte, aber der Anteil der Katastrophencrews hat im letzten Jahr rapide zugenommen; heute ist man manchmal schon froh, wenn man mal im Ausland ist. Fast bin ich geneigt zu sagen, daß die Qualität der Helfer in vielen deutschen Städten auf Südosteuropaniveau abgefallen ist.

Ich appelliere also an alle Personaldienstleister und Konzertveranstalter, ihr Helferkonzept zu überdenken. Auch im eigenen Interesse. Denn die Konsequenz aus der derzeitigen Situation ist für mich, daß ich zukünftig 20 statt 16 Helfer bestellen muß, um die gröbsten Knaller direkt auszusortieren und die dann die Halle fegen oder sonstwas machen zu lassen, wo sie einen nicht nerven und keinen Schaden anrichten können. Das wiederum würde die örtlichen Verantwortlichen bestrafen, die heute schon eine gute und professionelle Lösung gewählt haben. Was schade wäre.

Mir ist klar, daß ich letztlich nur ein kleines Licht im Touringbetrieb bin. Trotzdem wäre ich froh, wenn ich den Anstoß zu einer Verbesserung in unserem Business geben könnte, denn die derzeitige Situation nervt doch sehr.

Herzlichen Gruß

Markus Sorger

17 Gedanken zu „Über Helfer und Nichthelfer“

  1. Dem kann ich nur uneingeschränkt zustimmen.
    Ich gehöre zu den Dienstleistern die sich – zu Beginn des Jahres – für die „teurere“ Variante der (echten) Arbeitnehmerüberlassung entschieden haben, und jetzt mitsamt meinen Jungs extrem unter der noch immer vorherrschenden „Geiz is Geil“-Politik der Konzertveranstalter, aber auch vieler Technikfirmen zu leiden haben.

    Ein Auftragsrückgang von mehr als 50% spricht da wohl eine deutliche Sprache, und führt natürlich auch nicht zuletzt dazu, das immer mehr erfahrenes Personal vom Markt verschwindet und sich den Lebensunterhalt in anderen Branchen verdienen wird. Alleine bei mir wird der Personalstamm ( den ich mittlerweile seit 1992 „pflege“ ) Monat für Monat dünner.
    Offensichtlich ist der Schrei nach einer rechtssicheren Lösung seitens beauftragender Firmen und Konzertveranstalter mittlerweile doch vieler Orts doch schnell wieder verhallt, und es gilt wieder die altbekannte Devise „Hauptsache viel und billig“.

    Aktuell wird ja diesbzgl. gerne mit „diese Veranstaltungen sind doch noch alle auf Basis alter Preise kalkuliert und eingekauft“ argumentiert und solange dann ihr, das TOURPERSONAL, nicht meutert und auch vom Tourneeveranstalter, der ausführenden Technik-Company etc. ausdrücklich verlangt, das zukünftig nicht mehr nur die reine Helferanzahl vertraglich geregelt ist, sondern zumindest auch ein Mindeststandart an Qualität zum Vertragsbestandteil wird, kann sich die Situation wohl auch erst einmal kaum ändern.

    Desweiteren müssen allerdings auch die Tourneeveranstalter mal einsehen, dass man die gestiegenen Kosten aber auch nicht den örtlichen Veranstaltern immer zu 100% alleine aufbürden kann, wenn man nicht möchte, das es bald nur noch unseriöse Billiganbieter mit zweifelhaftem Personal ( und wahrscheinlich auch mit einer ebenso zweifelhaften Rechtssicherheit betreffend ) gibt.

    mit kollegialem Gruß

    Charles Redlich
    Entertainment Services
    Personalagentur für die Veranstaltungsbranche

  2. Veranstaltungstechnik ist zu Günstig.
    Bei der Helferinternen Fehlerüberwachung ist mein Sarkasmusdetektor überlastet worden :)

  3. @philipp: normalerweise schickst Du Helfer ja paarweise los; wenn also einer der beiden nicht so richtig fit ist, wird der andere ihn dann schon auf den richtigen Weg stoßen. Wenn aber 10 von 16 Helfern das erste Mal auf einer Baustelle stehen, wird das nicht funktionieren, weil Du im Zweifelsfall Pärchen mit Neulingen hast, die dann gemeinsam zu … interessanten … Lösungsansätzen kommen.

  4. Sorger,
    nimm doch einfach eine komplette Helfer-Crew mit auf Tour, dann hat man auch kein lokales Ärgernis mehr zu erwarten und kennt jeden Mitarbeiter persönlich. Zudem kann man bei einem eingespielten Team die Manpower runterfahren…….aber, warum nehmen Produktionen nur Techniker mit?????? Wahrscheinlich liegt es wie immer, beim Geld, bei der Kohle, beim Catering, beim Hotel,alles Fixkosten……..wer lokal bucht, ist eben selber schuld und muß mit dem leben was er vorfindet.

  5. Tourhelfer sind natürlich ein Teil der Lösung, aber dafür gibt es andere Probleme. Tourhelfer würde ich nur ungern jeden Tag aufs Neue die Trucks laden lassen. Tourhelfer erzeugen, das hast Du richtig erkannt, eine ganze Menge zusätzlicher Kosten (Nightliner, Catering, Hotel). Und ehrlicherweise schätze ich an einer guten örtlichen Helfercrew durchaus, daß sie ihr Venue kennt, man sie einfach mal mit den Spots losschicken kann.

    Dazu kommt, daß es natürlich auch ein diffiziles Vertragsgeflecht ist: örtliches Personal zahlt der örtliche Veranstalter, Tourpersonal der Tourveranstalter. Man kann versuchen, Tourhelfer dem Örtlichen in Rechnung zu stellen, aber das führt oft zu Diskussionen (besonders, wenn man auch im Ausland unterwegs ist).

    Ehrlicherweise finde ich, daß auch gute örtliche Helfer ein Anrecht auf einen guten Job haben sollten. Wenn wir jetzt alle auf Tourhelfer umschwenken würden, dann stürbe da ein kompletter Markt weg. Das kann irgendwie auch nicht die Lösung sein.

  6. ihr wolltet es doch immer billiger, mit ergo das die guten hands wegen preisdruck das handtuch geworfen haben. Jetzt heulen finde ich gar lächerlich!!!!

    gruß aus der zerstörten Handcrew FFm

  7. @Oliver: Du solltest unterscheiden, wer was billiger möchte. Ich als Tour-TL möchte gerne gute Helfer, die meinetwegen auch was kosten dürfen. Gute Leute verdienen gutes Geld. Daß die Veranstalter als wirtschaftlich denkende Menschen auf die Kosten schauen, ist natürlich auch zu verstehen. Schließlich sind sie keine subventionierten Unternehmen, sondern müssen Geld verdienen.

    Daß in vielen Städten die klassischen Helfercrews aussterben liegt daran, daß eben oft nur noch mit 400€ – Kräften gearbeitet wird und die klassischen Freelancer sich damit natürlich nicht ernähren können. Eben das bedauere ich sehr. Es gibt einige Städte, in denen die Helferfirmen für fairen Lohn Hands eingestellt haben. Fairer Lohn meint Beträge die vierstellig sind und von denen man sich auch als Hauptberuf ernähren kann. Dazu muß man sich aber einstellen lassen. Der Freelancer – Stagehand hat bei der derzeitigen rechtlichen Lage keine Chance zu überleben. Das kann man aber weder den Veranstaltern, noch den Handsfirmen vorwerfen; das ist einfach die rechtliche Lage.

  8. Dieses ganze Thema wird sichni h mehr zum besseren wenden da wir zufiele Stagehands firmen haben die mit ihren Preisen so tief rein gehen und mit der masse Provit erzeugen. Dazu kommt ich bin in der s
    schweiz tätig und wehr drückt mit ihren tiefen preisen in die Schweiz genau der Norden und wen ich dan noch höre das Rigger /Techniker zu tiefst preisen die arbeit Anbieten belomme ich noch mehr mühe ………..und so gehts weiter …….. Der Zug ist abgefahren und auch dieses gewerbe ist und wird an die wand gefahren …

  9. Hallo Kollegen,
    ich hab mich für die Teure Variante entschieden und einen Teil der Helfer Crew auf Gleitzonen Regelung angestellt, die Kollegen sind weiter auch Gewerblich unterwegs, haben bei mir aber ein Arbeitszeitkontingent, sind Sozial, Kranken und Rentenversichert! Des weiteren Schick ich die Kollegen auf Schulungen um Sie nicht nur als Helfer einsetzen zu können! Anschlägerschein, Benutzung von Elektrokettenzügen sind hier zwei Beispiele für Schulungen die gerade Absolviert wurden! Ich denke das es wichtig ist in Ausbildung der Kollegen zu Investieren um Sie auch vielseitig Einsetzen zu können! Wenn ich nur auf Handsjobs warten würde, wäre ich bald Pleite :-) weil es immer noch Konzertveranstalter gibt die einfach nur Billige Kräfte suchen, Masse statt Klasse! LEIDER!! Aber ich denke hier in Berlin sind wir auf einem guten Weg. Eigentlich war es doch klar das es irgendwann so kommen musste, oder? Fazit: Qualität statt Quantität wird das Erfolgsrezept sein! Hoffe ich… :-)

    Bis dann und alles gute

    Knut Borowski

  10. wie markus schon sagte! gute leute = gutes geld!
    ich kann das gejammere nicht mehr hören! sind es nicht die helferfirmen (arbeitnehmerüberlasssungen) gewesen die. die preise so haben purzeln lassen? ich bin „KIK“ (billiger). ich brauche kein hotel, kein catering. meine leute pennen im zelt und fressen aus der dose und wir riggen das ganze für 120,-€ am tag!… doch so geht das nicht!
    es bringt mir auch nichts, einer helferbuzze 280,-€ für einen steelhand zu zahlen, der davon nur 90,.€ rauskriegt (die er dann auch noch versteuern soll!!!!)
    die alten zeiten waren die besseren! jeder depp hat seine rechnung selbst geschrieben und wurde auf grund seiner befähigung, persönlich gebucht! ob hand, steelhand, climber, rigger, staplerfahrer oder cateringhilfe…
    viele meiner alten weggefährten haben es in den letzen 20 jahren halt ncht geschafft sich in eine position zu arbeiten in der das keine rolle mehr spielt. viele von denen vermisse ich heute – manche auch nicht!…und guten nachwuchs gibt es nur selten – für 400,-€ im monat hätte ich damit auch nie angefangen und auch keinen bock mehr drauf…

    cheers

    marcus dittrich
    stageco deutschland

  11. Wer Hätte das gedacht.
    Da ist die Bundesregierung mit der Tür ins Haus gefallen. Ich denke Doch man hätte die Gesetzeslage erst mal von den schwammigen Formulierungen befreien sollen, bevor man auf den Busch klopft.
    Wer kann denn heute sicher sagen, wer scheinselbstständig ist?
    Bei der Rentenversicherung kann man zur Festellung der eigenen Situation ein Formular ausfüllen, deren Fragen die Durchschaubarkeit des Terroristenfragebogens zur Einreise in die USA haben. „Erhalten Sie mehr als 4/5 tel Ihrer Aufträge von nur einem Auftraggeber?“ „Dürfen Sie über Ihre Arbeitszeiten selbst entscheiden?“
    Die Behörde ist mangels einer tauglichen Definition und Abgrenzung selbst nicht in der Lage 100% zu sagen, wer was ist.

    Was ist nun das Ergebnis?
    Mangels einer wirklichen klaren Abgrenzung schwören Technikfirmen lieber den Freelancern ab, bevor sie selbst ins Fadenkreuz einer potentiellen Ermittlung geraten und evtl. Jahre Sozialversicherungsbeiträge nachzahlen muss.

    Was ist aktuell das Problem?

    Die Preise sind weiterhin fast auf dem selben Niveau.
    Ein kleines Rechenbeispiel:

    eine Personaldienstleister erhält 13€/h pro Hand.
    er gibt dem Freelancer 10€/h.
    Stellt der Personaldienstleister diesen nun für 10€ Brutto an, erhält der Arbeitnehmer (je nach Steuerklasse) nun ca. 7,20€ die h Netto. – angemerkt sei hier, dass der Personaldienstleister jetzt schon mehr zahlt als für den Freelancer, durch den Arbeitgeberanteil.

    vergleichen wir nun 10€ zu 7,20€ .
    Natürlich sind 7,20€ inklusive sämtlicher Versicherungen, es wird davon keine KV, keine Betriebshaftpflicht, keine Unfallversicherung, absolut nichts mehr abgezogen, doch habe ich in letzter Zeit oftmals erlebt, dass viele Menschen psychologisch wie im Supermarkt agieren. Man schaut nur auf die Zahl, die als Überweisung auf das Konto eingeht und die ist natürlich erst mal sehr viel geringer.
    Die Freelancer in unserer Branche sind aber nun in all der Zeit als „Selbstständige“ auf diese Zahlen getrimmt worden und hatten das Geld erst mal ohne Abzüge auf dem Konto, was natürlich toll aussieht, aber nicht sehr weit gedacht ist.
    Natürlich gehen von diesem Geld noch monatlich die Versicherungen ab (so man denn eine abgeschlossen hat – ich möchte hier niemandem zu nahe treten, aber eine Unfallversicherung z.B. hatte auch ihren Seltenheitswert)

    Fakt ist, das Problem ist wesentlich vielschichtiger als nur: zahlt mehr Geld!
    Es ist psychologisch motiviert (Was bleibt wirklich vom Geld?) und es gibt erhebliche Probleme in der Gesetzeslage (Thema Definition von Scheinselbstständigkeit und Versicherungspflichten)

    Grundsätzlich bin ich persönlich auch ein Freund des Freelancer Gedankens, bei dem man hochflexibel Personal für Projekte zusammenstellt. Ich sehe aber auch in welche Richtung die Intention der Bundesregierung geht – wie sie es versucht umzusetzen ist jedoch ehr Plump und hat in unserer Branche für viele Unklarheiten und Probleme gesorgt.

    Ich möchte aber betonen das die Situation vorab nicht optimal war, natürlich sollte man davon ausgehen, dass ein Selbstständiger sich angemessen versichert, Krankenversicherung, Unfallversicherung, Betriebshaftpflich und dann auch noch was für die Rente weglegt usw. – wer aber bitte hat das kontrolliert? Wenn ein Stagehand seine Versicherungen einfach nicht abgeschlossen hat und nach einem Arbeitsunfall – Querschnittsgelähmt und Arbeitsunfähig war – ohne einen Cent??

    So kann es auch nicht weitergehen. Einige Mitbewerber kontrollieren mehr oder minder professionell die abgeschlossenen Versicherungen und Die Gute Ursula plant auch schon die totale Versicherungspflicht.

    Letztendlich kann man festhalten, dass die Branche sich in einem Umbruch befindet und alle Beteiligten umdenken müssen auch die Hands müssen nochmal den Taschenrechner zücken und evtl ein bisschen weiter denken als bis zur nächsten Überweisung. Die Löhne müssen aber auch endlich steigen und auch die Bereitschaft der Veranstalter und Technikfirmen mehr zu zahlen, den erst dann kann das gute, erfahrene Personal auch in Festanstellung zufrieden und optimal entlohnt im Unternehmen gehalten werden.

    Patrick Harnisch
    stagehands.de | auxamis ltd.

  12. Moin Markus, wir hatten ja in Trier das Vergnügen. Ich hoffe doch sehr, das wir nicht die erwähnte Arena waren?
    Ich glaube einfach, dass das Problem ganz wo anders liegt.
    Die Bands verdienen nicht mehr genug bei den CD-Verkäufen, also muss eine andere Einnahmequelle her. Kohle muss jetzt gegenüber früher live verdient werden. Also muss der Kuchen anders verteilt werden. Sprich, die Band will mehr Kohle, bleibt weniger für den Örtlichen. Und da der auch noch von irgendwas leben will, muss er irgendwo sparen. Und das eben auch bei den Hands.
    Das ist sehr schade, letztendlich aber nur eine Reaktion auf die sich zu ihrem Nachteil entwickelnde Branche. In ein paar Jahren wird der Örtliche, so wie wir ihn heute kennen, ausgestorben sein. Wenn ein Produkt gut läuft, darf er es für ein Taschengeld durchführen, wenns nicht läuft, soll er voll ins Risiko, davon kann man irgendwie nicht leben.

    Aber unsere ganze Branche krankt an allen Ecken. Ob es englische Kosten sind, mit denen die Bands über den Tisch gezogen werden, ob es die Lieberbergs dieser Branche sind, die jeden, der einen geraden Ton singen kann zum Superstar hypen und mit einer überzogenen Produktion in Arenen schicken. Ob es die Abzocke durch die Bühnenanweisung ist, die es früher nicht gab… Der RocknRoll ist Tod, sucht den Mörder

  13. @Ralf Marx: die Verschiebung der Einnahmemöglichkeiten bei den Band ist in unserer Branche sicher Grund für viele, teilweise auch unschöne Veränderungen (niemand derjenigen, die sich CDs nicht kaufen, sondern illegal runterladen macht sich darüber Gedanken, daß der Einfluß soweit geht), aber hier würde ich das eher nicht sehen. Grundsätzlich sind wir seit den Ermittlungen gegen EPS und Z&P vor fast zwei Jahren in den Fokus des Zolls geraten, die bisher vorherrschenden Arbeitsmodelle sind nach geltendem Recht illegal und darauf mußte man reagieren. Daß Freelancer – Stagehands keine Zukunft mehr haben liegt am Gesetz und nicht an den Schwarzkopierern.

    Natürlich kommt jeder wirtschaftlich denkende Mensch als allererstes auf die 400€ – Jobs, wenn er plötzlich Leute einstellen muß, die er bislang nur dann gebucht hat, wenn er sie brauchte. Leider ist das keine Lösung, wie wir nun in der Praxis sehen. Die, die gut sind, können nicht davon leben und wandern ab. Also muß man das System so verändern, daß die guten Helfer auch überleben können. Das bedeutet von den Unternehmern auch mehr Mut zum Risiko, ja. Aber ich bin der Meinung, daß man diesen Mut zeigen sollte, weil die 400er Lösung echt Schmerzen im Hintern bedeutet.

  14. @ Patrick : Ich Stimme Dir dann voll und ganz zu, ich habe die Zahlen gegenüber meinen Auftraggebern angehoben, klarkam es Gestöhne aber nach kurzen Gesprächen haben es fast alle Verstanden! Ich hoffe Ihr tut das auch, den ich hab noch Mails von euch wo IHR Hands für 8,50€ etc. ins Ausland geschickt habt! Ich will da gar nicht weiter drauf eingehen, Dein Wort in Gottes Ohr!

    Beste Grüße

  15. Wow, dieser Text ist so hammer toll verfasst!
    Das was Herr Sorger da geschrieben hat, gleicht sich genauestens mit meinen Gedanken.
    Ein ganz dickes Lob!!

    Herzliche Grüße

  16. Ich denke, was bei der ganzen Diskussion über die Qualität von Helfer eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt, ist ein Wechsel der Generationen und deren Vorstellung von Arbeit. Als ich Ende der 90er Jahre im RocknRoll angefangen habe, war klar, wenns lange geht, gehts lange und wenn hart angepackt werden muss, packen wir´s an. Das ist der Job den ich mir ausgesucht habe und den muss ich dann auch durchziehen. Ich habe mittlerweile den Eindruck, dass die „Jugend“ heutzutage gar keine Lust mehr hat, sich die Hände dreckig zu machen. Weil jeder nur noch studieren gut findet und saubere geregelte Arbeit mag, fehlt guter Nachwuchs im RocknRoll wie im Handwerk. Ein finde ich generelles Problem unserer heutigen Zeit.
    Natürlich spielt Geld dabei eine ganz elementare Rolle. Es muss Ziel aller sein, dass die Position Hand als vollständig akzeptierter „Berufsbild“ zu etablieren, der für Schulabgänger genauso intersant sein sollte, wie z.b. Mechaniker bei VW o.ä. Nur so kann sichergestellt werden, dass uns der Nachwuchs nicht ausgeht bzw. dabei auch genug fite und willige Jungs und Mädels dabei sind. Auch sollte soviel Geld rausspringen, dass man sich auch nach 20 Jahre Hand sein nicht ärgern muss, nicht weiter gekommen zu sein. Auch aus Sicht der Handfirmen sollte das wichtig sein, um die Leute zu binden. Wie oft haben diese Firmen Leute angelernt, nur um nach ein paar Jahren wieder da zu stehen, weil die Guten sich spezialisiert haben und woander besser bezahlt untergekommen sind.

    Was Markus von StageCo über 280€ für den Steelhand sagt, beschäftigt mich auch noch sehr. Wir arbeiten im selben Bereich nur für unterschiedliche Firmen, daher stellen wir warscheinlich die selben Dinge fest. Ich fühle mich ein wenig nicht wert geschätzt, wenn ich erfahre, was für den Steelhand bezahlt wird (was seine Berechtigung hat) und wenn ich mir meine Tagespauschale anschaue. Klar bin ich selbständig, hab mich spezialisiert und handel meine Vergütung selbst aus, nur hätte ich im Sommer meinen Job nicht mehr, wenn ich meine Pauschale prozentual so anhebe, wie es mit dem Hand durch den Zwang von außen passiert ist. Ich weiß nicht, wie es bei den ganzen Techs aussieht, aber im Bühnenbau ist auf 13 Jahre noch nichtmal ein Inflationsausgleich (von 2000 – 2012 21,3%) zustande gekommen. Klar verdiene ich als Crew oder BL jetzt mehr Geld als früher, aber bei der Vergütung auf die Position bezogen, hat sich da nicht soviel getan. Und das liegt nicht unbedingt an geldgierigen Bands, Veranstaltern oder Personalfirmen. Da muss auch was passieren!!!

    In dem Sinne, don´t panic und Grüße aus Karl-Marx-Stadt

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