Was macht man, wenn der Abend angebrochen ist und noch Hunger auf Kultur herrscht ? Genau, man geht ins Schmidt – Theater. Dort gab’s am Freitag um Mitternacht „Emmis blaue Stunde„, eine äußerst anarchisch – schräge Talkrunde, bei der geordneter Talk kaum aufkommt.
Emmi und Herr Willnowski sind ein altes Ehepar; sie eine in Würde gealterte Kammersängerin, er ein russischer Tastenquäler, die sich auf so unglaublich schlagfertige Art hassen, daß sie natürlich ihre Gäste mit unvorhersehbarem Ulk mit einbeziehen müssen. Jeder eingeladene Talkgast muß sich also auf einiges gefaßt machen und ehrlicherweise sind die Gäste auch nicht soooo wichtig. Wichtiger ist eher die Frage, was denn jetzt wohl als nächstes passiert. Gast der freitägigen Ausgabe waren der Geräuschillusionist Topas, die NDR – Moderatorin Julia Westlake, der Kabarettist Ole Lehmann und der frischgebackene MoPo Chefredakteur Matthias Onken. Arbeitsteilung zwischen den beiden Hauptakteuren ist, daß Emmi versucht, mit Niveau Talk zu betreiben, während Herr Willnowski irgendwas macht. Die Betonung liegt auf irgendwas. Es hat selten mit dem Gast zu tun, stört immer die Unterhaltung und ist unglaublich komisch.
Julia Westlake beispielsweise kam ehrlicherweise kaum ernsthaft zu Wort; sie war vielleicht auch einfach ein wenig schüchtern. Aber ich fand das jetzt nicht weiter tragisch. Wer die Frau sehen will, kann ja die NDR – Talkshow einschalten. Daß man sich durchsetzen kann, bewies dagegen Matthias Onken — und schon wurde die Runde fast ein wenig langweilig. Fast.
Legendär ist auch die Quizrunde mit Kandidaten aus dem Publikum, bei dem der Gewinner, völlig egal, wie seine Antworten auch ausfallen, schon von vorne herein feststeht: der gutaussehende junge Mann, in den sich zu verlieben sich Emmi für diesen Abend vorgenommen hat. Und so gewinnen die beiden Verlierer Freikarten für’s Schmidt, während der Gewinner eine Nacht mit Emmi…
Natürlich wird nicht nur „getalkt“, die Gäste tragen auch zur Show bei. Während Topas sehr eindrucksvoll bewies, daß man nicht nur mit Kaninchen, sondern auch mit Geräuschen zaubern kann, erzählte Ole Lehmann sehr anschaulich von seiner Schilddrüsenoperation und bewies, daß Robby Williams auch nur ’ne Ole Lehmann – Kopie ist, während Herr Willnowski schon wieder eine Kerze für den HSV anzündete.
Um 02:30 Uhr war die Show vorbei, man schaute auf die Uhr und war erstaunt, daß es schon so spät war. Ein extrem kurzweiliger Abend mit viel Spaß.
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