Gestern Abend war ich mal wieder im St. Pauli Theater und hatte das Glück, mir Bertold Brechts Dreigroschenoper ansehen zu können, die ja ehrlicherweise eher eine Operette oder ein Musical ist, denn es wird ausführlich gesprochen und nur zwischendurch mal gesungen.
Die Inszenierung hat mir hervorradend gefallen und dazu haben alle Beteiligten beigetragen. Das St. Pauli Theater hat ja eine recht kleine Bühne; im gelungenen Zusammenspiel von Bühnenbild und Licht entstand aber ein große räumliche Tiefe mit schönen, klaren Farben. Da haben zwei Gewerke wirklich hervorragend ihre Arbeit gemacht. Auch schauspielerisch glänzten Ulrich Tukur als Mackie Messer, Christian Redl als Herr Peachum und vor allem Stefanie Stappenbeck als Polly. So macht Theater wirklich Spaß !
Jede Inszenierung der Dreigroschenoper ist immer ein Drahtseilakt zwischen modernen Ideen und starrem, verstaubten Korsett, das die Brecht – Erben vorgeben. Bearbeitungen des Stücks sind ja faktisch unmöglich (wobei ehrlicherweise die Dreigroschenoper selbst auch nur eine Bearbeitung der „Beggar’s Opera“ von John Gay ist). Um so mehr muß man das im St. Pauli Theater gespielte Stück würdigen, auch wenn selbst dort das Wirken der Erben (beispielsweise mit dem völlig lächerlichen Schild „Ende der Oper“ vor dem Reprise des Moritats ganz am Schluß der Aufführung) teilweise sichtbar ist. Fazit: ein gelungener Abend, bei dem man mal wieder lernt, daß Schwiegereltern wichtige Leute sind…
Hah! Du bist schuld! Mich hat der Beitrag von dir überzeugt, dass ich gestern abend doch mal kurzerhand zum Theater hingegangen bin und (unerwarterweise) sogar noch eine vernünftige Karte bekommen hab. Die Aufführung – Schauspieler, Musik, eben alles – ist in der Tat exzellent. Danke für die tolle Empfehlung!
Schön, daß es Dir gefallen hat. Ich finde es tatsächlich immer wieder erstaunlich, daß so ein kleines Theater Schauspieler von Ruf anlocken und auch bezahlen kann; zumal es ja unsubventioniert, also nur durch Eintrittsgelder finanziert ist. Aber irgendwas muß das St. Pauli Theater haben, daß selbst Tukur & Co. dort immer wieder spielen. Wobei, ich deutete es ja oben schon an, ich besonders von Stefanie Stappenbeck angetan war.