Nach vielen sehr regnerischen Tagen war es heute hier in Hamburg zwar kalt, aber wunderschön sonnig und auch wenn ich einen Sack voll zu tun habe, so mußte ich doch mal raus und ein wenig spazierengehen. Nicht nur weil es Flocke vorgemacht hat, auch weil ich dort schon häufiger war und es wirklich toll ist bin ich zum Friedhof in Ohlsdorf, dem größten Parkfriedhof und insgesamt überhaupt dem zweitgrößten Friedhof der Welt.
Die Anlage ist immerhin 4.050.000m², also 405 Hektar groß, als Park angelegt und bietet damit nicht nur Platz für Begräbnisse aller Konfesionen und Religionen, sondern eben auch die Möglichkeit der Entspannung.
Wie auf jedem Friedhof gibt es auch hier natürlich gewisse Regeln für die Grabstätten. Da der Hanseat an sich aber schon recht tolerant ist und von vorne herein auch die Kunst gefördert werden sollte, sind diese recht großzügig ausgelegt, so daß sich eine große Bandbreite von verschiedenen Gräbern finden läßt.
So gibt es Gräber nach jüdischer Tradition…
… recht nah neben solchen nach islamischen Regeln, die natürlich nach Osten ausgerichtet sind und in denen die Toten in Leinentüchern und nicht in Särgen begraben liegen. Wer übrigens glaubt, daß dieses Feld hier recht neu ist, der irrt. Die ältesten iranisch – moslemischen Gräber stammen aus dem 19. Jahrhundert.
Sogar scheue Tiere leben dort… naja… fast. Es gibt für viele Menschengruppen und Anlässe besondere Gräberanlagen, die dementsprechend gestaltet sind. Neben Kriegsgräbern aus erstem und zweitem Weltkrieg beispielsweise auch Gräber für Kinder, für im Dienst gestorbene Polizisten und Feuerwehrleute, für in Konzentrationslagern umgekommene Hamburger.
Neben den 15 Seen und über 400 verschiedenen Baumarten gibt es eben auch sehr viel wirklich gelungene Bildhauerei. Und so ist der Spaziergang über den Friedhof nicht nur ein Weg durch einen Park, sondern auch immer ein wenig wie ein Gang durch ein Museum.
Nach dem Break gibt es noch mehr Photos von Figuren und Gebäuden.
Nicht nur Grabstätten von ganz klein, verwittert und bescheiden bis wirklich groß und fast Park in Park – artig, sondern auch verschiedene Mausoleen großer Hamburger Familien gibt es hier. In ganz unterschiedlichem Alter und Zustand.
Nun möchte man denken, daß es nur alte Gebäude gibt, aber an einem See habe ich sogar eine Baustelle für ein neues Mausoleum gesehen, das ich aber nicht photographiert habe, weil es so unfertig noch nicht schön aussah.
Außerdem gibt es hier Grabpatenschaften. Besonders schöne Gräber werden nach Ablauf der Liegezeit nicht einfach plattgemacht, sondern erhalten. Damit für die Erhaltungskosten nicht die Stadt allein aufkommen muß, kann man eine solche Patenschaft übernehmen. Hier scheint eine Familie eine Patenschaft für ein Mausoleum von 1911 übernommen zu haben. Manchmal gibt es ja aus einer Famile keine Nachkommen mehr und so wird das Gebäude jetzt gewissermaßen auch von „neuen Mietern“ genutzt. Eigentlich eine schöne Idee, denn die alten Gräber bleiben natürlich auch erhalten.
Nach dem sehr entspannenden und schönen Spaziergang bin ich noch standesgemäß zum aufwärmenden Kakaotrinken und Kuchenessen. Sehr lecker. Und so war wieder genug Energie da für die nächsten Schreibtischstunden.
Diese alten Mausoleen sind neben den anderen Fotos besonders schön. Ich liebe alte Dinge und die Ruhe auf einem Friedhof ist wirklich sehr entspannend.
Der zweitgrößte Friedhof der Welt? Wußte ich nicht, Danke für den Hinweis!
Und noch ein bisschen was zum Lernen und damit ihr wisst, wem ihr diese schönen Bauten in gewisser Weise zu verdanken habt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Mausoleum_von_Halikarnassos
;-)
Danke, meine Lieblingsarchäologin. Und ich dachte immer Bodrum sei falsch geschrieben, es müsse Bodum heißen und wäre ein skandinavischer Teekannenhersteller :-)
Siehst du, Papa, es kann nie schaden, eine Archäologin in der Familie zu haben. :-)
Darum finanziere ich Dir ja auch jetzt Dein Studium, wenngleich ich Dir später noch den Taxiführerschein bezahlen darf :mrgreen:
Hehe, in Köln geht das anders. Hier kriegen Studenten zwecks Nebenjob den Straßenbahnführerschein von der KVB bezahlt. Dafür wurden und werden bei Streckenneubauten im Vorfeld auch immer ettliche Archäologen beschäftigt.