Ab sofort wohne ich für die nächsten vier Wochen in Berlin und die Produktion hat uns in diesem Apartmenthaus eingebucht. Das Hotel Residenz 2000 liegt an der Potsdamer Straße, Ecke Bülowstraße, und macht erst mal einen halbwegs akzeptablen Eindruck. Das Zimmer ist nicht luxuriös, aber das soll es auch gar nicht sein. Viel wichtiger bei so einer langen Zeit ist die Küchenzeile mit großem Kühlschrank. Nur der Fernseher hätte etwas größer und vor allem mit scharfem Bild ausgestattet sein dürfen.
Das ist übrigens der nächtlicher Ausblick aus meinem Zimmerfenster. Der wintergartenartige Raum gegenüber ist bestimmt ziemlich toll. Nicht so toll ist meine direkte Zimmernachbarin. Sie ist Darstellerin in einem Musical, war wohl krank und übt jetzt wieder singen. Bis 23:30 und vor allem ab 06:00 Uhr. Und üben muß sie echt noch, wenn ich mir mal diese Bemerkung erlauben darf.
In der zweiten Nacht bricht dann das Bett zusammen. Und das, obwohl ich allein war, zu dem Zeitpunkt tief schlief und letztlich ja auch „nur“ 85 Kilo wiege. Interessanterweise brach gar nicht der Teil zusammen, in dem ich schlief, sondern die ungenutzte Seite. Danach hatte ich nicht mehr so richtig Vertrauen in das Bett und weil man nicht schnell ein neues herbeizaubern konnte, landete ich in Zimmer Nummer zwei.
Groß, hell und der Charme eines Konferenzraums mit Klappbett. Damit läßt sich dieser Raum beschreiben. Und Klappbett stimmt auch wortwörtlich. Leider ist das faltbare Lattenrost so richtig gar nichts für meinen Rücken und darum gab es nach nur einer Nacht den Umzug in Zimmer drei.
Auch dieses Zimmer ist angenehm hell und groß, hat wieder ein normales Bett wie in Zimmer eins und dieses Mal wackelt es auch nicht so, wie das erste. Wie schon in den anderen beiden Zimmern war es nicht gerade sauber. Hier überraschten mich beispielsweise noch getragene Damenunterhosen im Schrank. Es gibt Menschen mit einem Fetisch, die das bestimmt total geil finden. Ich finde es eher ekelhaft; wie auch die teilweise doch böse zugesiffte Küche. Es folgten ein paar klare Worte an der Rezeption und ein zweistündiges Großreinemachen. Wenn jetzt das Bett nicht noch mal nachgibt, sollte das das Zimmer für die nächsten dreieinhalb Wochen sein.
Ich will das Haus hier nicht ganz grundsätzlich verdammen. Wenn man verkehrs- und preisgünstig in einem Apartmenthaus mit relativ großen Zimmern wohnen möchte, ist das schon ok. Man sollte nur selbstbewußt genug sein, zumindest für Sauberkeit zu sorgen. Ich habe in diesem Haus so oft das Zimmer gewechselt, wie in meinem ganzen Leben zuvor, nämlich zwei Mal. Was zeigt, daß ich normalerweise doch recht genügsam bin.
Was dem Haus ganz eindeutig fehlt ist überhaupt mal irgendeine Leitung. Es gibt nach meinen Beobachtungen nur drei Mitarbeiter: eine Person an der nur tagsüber geöffnetes Rezeption, eine Reinigungsfrau und ein Hausmeister. Jemanden, der (auch oder gerade die Mitarbeiter) kontrollierend durch’s Haus geht, gibt es nicht. Dementsprechend verkommt Haus und Material auch. Wenn beispielsweise die Housekeepingsdame nie kontrolliert wird, dann arbeitet sie eben so … sorry … schlampig, wie sie’s tut; hinterläßt wirklich siffige Zimmer, nutzt löchrige Bett- und Badwäsche. Das alles kann man nicht nur über den günstigen Preis erklären. Hier verkommt Material und Ruf des Hauses völlig unnötig und das ist unter’m Strich sicher teurer, als wenn man sich ein wenig kümmern würde.
Mittlerweile sind die vier Wochen rum und ich möchte doch noch sowas wie ein Fazit schreiben. Unter’m Strich hat das Haus leider keinen Stern, sondern eher einen Totenkopf verdient. Es gibt durchaus gute Ansätze und nach meiner anfänglichen Sauberkeitsansage klappte das auch … halbwegs. Ich bin jemand, der dann auch irgendwann die Lust und vor allem die Achtung verliert und dann ist mir mein Gegenüber keine Diskussion mehr wert. Letztlich sind es viele Kleinigkeiten, die dann die positiven Aspekte doch überstimmen. Krönender Abschluß war der Rezeptionsmitarbeiter, bei dem ich auscheckte. Wenn ich keinen Bock habe, dann sollte ich einfach zuhause bleiben und nicht andere Menschen mit meiner ganz offen zur Schau gestellten Bocklosigleit nerven. Bei meinen zukünftigen Berlinaufenthalten wird dieses Hotel sicher keine Rolle mehr spielen.
Wie sagte schon Heinz Rühmann? „Hübsch hässlich hamSes hier“
Da kann ich Dir jetzt gar nicht widersprechen. Aber ich glaube, mit zwei Pflanzen und ein paar Kerzen wird’s dann schon ok.
Wie geil, in genau dem Appartmenthaus habe ich auch mal fünf Wochen gewohnt :))
Zwar klappte die Reinigung nicht, da mußte immer gemahnt werden, aber im großen und ganzen
könnte man es echt schlechter treffen.
Klar, natürlich geht’s schlimmer; es geht immer noch schlimmer. Trotzdem finde ich die hygienischen Umstände teilweise echt ekelhaft. Daß die Räume groß sind und man dadurch sehr angehm leben kann, bestreite ich ja auch nicht.
Was hattest Du denn fünf Wochen hier zu tun ? Warst Du bei der großen Bank direkt gegenüber ?
genau. super gegend zum wohnen was? als ich ankam fand unter der ubahn-linie grade eine wilde schießerei ausm auto statt. da wußte ich zumindest gleich wo der hammer hängt :)
Ist halt der Wilde Westen :-) Und leider fährt die U-Bahn zur Zeit nicht. Darum muß ich immer mit dem Bus zur Arbeit, was ich nicht so mag.
Ist zwar schon ein bißchen spät für einen Kommentar….. Kenn das Hotel leider nicht nur aus der Gast-Perspektive. Und Du hast das Haus leider so beschrieben, wie es schon vor einigen Jahren war und ich bin soooo froh dort weg zu sein. ; )
…… DAS kann ich mir vorstellen !