Heute läuft der deutsche Vorentscheid zum Eurovision Song Contest hier im Schauspielhaus Hamburg und ich war für Euch schon beim der Generalprobe heute Nachmittag dabei. Die Deko kennt Ihr noch aus dem letzten Jahr und auch die Moderation liegt wieder in den bewährten Händen von Thomas Hermanns.
Eröffnet wurde das musikalische Programm mit einem Medley der deutschen Eurovisionsbeiträge von Gitte, Wencke, Siw, die ja auch zusammen auf Tour sind. Witzig war in meinen Augen tatsächlich das Probenoutfit von Gitte — sie erinnerte mit ihrer Sonnenbrille doch stark an Heino. Wencke sieht für ihr Alter übrigens noch wirklich toll aus, muß ich hier mal neidlos feststellen, auch wenn ich kein Photo parat habe.
Die Moderationen zwischen den Beiträgen war bei der Probe nur angetäuscht, die musikalischen Teile aber voll ausgespielt und so ging es Schlag auf Schlag. Bevor die Künstler ihren eigentlichen Beitrag zum Vorentscheid sangen mußten sie erst beweisen, daß sie das Eurovisionsfieber im Blut haben und einen ehemaligen deutschen Beitrag covern. Heinz Rudolf Kunze gab ein recht originalgetreues „Merci Chérie“ (sorry, die Photos davon sind alle verwackelt), Monrose versuchte sich mit einer recht eigenwilligen Version von „Wunder gibt es immer wieder“. Und sangen leider nicht immer ganz gerade.
Während die ersten Songs alle durch das St. Pauli Kurorchester unter der Leitung von Herrn Willnowski …… äh …… von Christian Willner begleitet wurden, brachte Roger Cicero seine eigene Combo mit und verswingte sehr gekonnt „Zwei kleine Italiener“. Ich halte meine Meinung nicht länger zurück, da haben wir das erste Mal meinen Favoriten gehört.
Und auch diese beiden Damen durften natürlich bei einer deutschen Eurovisionssendung nicht fehlen: die Kessler – Zwillinge, qualifiziert durch ihre Teilnahme vor dem ersten Weltkrieg, gaben professionelle Tips gegen Lampenfieber. Ehrlicherweise wußte ich gar nicht, daß die noch leben. So lernt man dazu. Aber mal ganz ehrlich: warum muß ich da die ganze Zeit an die Muppets denken ?
Weiter geht’s mit den Beiträgen der Teilnehmer und noch anderen Photos nach dem „Weiterlesen“ – Link.
Der erste Song innerhalb der Wertungsrunde war dann Heinz Rudolf Kunzes Titel „Die Welt ist Pop“. Nun. Das mag sein, aber Heinz Rudolf ist dann nicht von dieser Welt. Den Song hätte er jedenfalls exakt genau so auch schon vor 20 Jahren singen können. Sorry, setzen, Klassenziel verfehlt.
Monrose verriet als zweiten Titel „Even heaven cries“ und damit hatten sie Recht. Zugegeben, Teenies werden ihn mögen. Aber ich habe den Song bereits nach fünf Minuten schon wieder vergessen, so belanglos war er. Gewissermaßen Musik, die beim Staubsaugen nicht stört. Er ist ganz sicher formatradiotauglich, tut keinem weh und ist genau deshalb für den internationalen Contest völlig ungeeignet. Die Menschen werden ihn schon vergessen haben, bevor sie zum Telephonhörer greifen. Jetzt bei der nationalen Abstimmung ist es vielleicht etwas anders, denn die Fans sind ja schon Televoting gewohnt und wissen, wie man die Wahlwiederholungstaste bedient. Mal seh’n.
„Frauen regier’n die Welt“ weiß Roger Cicero. Mal abgesehen davon, daß er natürlich Recht hat (was soll man heute am Weltfrauentag auch anderes dazu sagen), präsentierte er damit einen eingängigen Song, der mein Favorit für diesen Vorentscheid ist. Auch wenn er ehrlicherweise nicht die Durchsetzungskraft hat, die ich mir für einen Teilnehmer des internationalen Wettbewerbs wünschen würde. Ich bin gespannt.
Nach den Wettbewerbsbeiträgen gab’s ein Medley mit internationalen Grand Prix – Gästen, nämlich Bucks Fizz (wobei von den vier Anwesenden nur noch einer aus der Originalbesetzung stammt, die Truppe also gewissermaßen eine Mogelpackung ist), Katrina und den zweimaligen Sieger Johnny Logan.
Klar, daß auch der Vorjahressieger Texas Lightning nicht fehlen durfte. Witzig, daß sich das Orchester extra für die Nummer Cowboyhüte aufzog. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich für diesen Song voten. Er hat immerhin deutlich mehr Profil als alles, was wir heute gesehen haben, selbst wenn’s dann hinterher nur für den 15. Platz gereicht hat. Aber mit Roger wäre so oder so ein Hamburger Vertreter im Rennen :-)
Natürlich wurde auch ein großes Finale geprobt — interessanterweise mit Roger Cicero als Probensieger. Wenn das mal kein gutes Zeichen ist…
Mittlerweile sehe ich die Sendung, vieles läuft so wie bei der Probe, nur ein paar Kleinigkeiten fallen doch auf. So ist der Dirigent des St. Pauli Kurorchesters beim Medley von Wencke, Gitte, Siw plötzlich nicht Christian, sondern der Mann von Wencke. Dabei hieß es heute Nachmittag noch, der würde nicht kommen und Christian hatte sich das Stück noch schnell draufgeschafft. Blöd. Und vom Nahen sah die Choreographie der drei ehrlicherweise nicht ganz zuende geprobt aus.
Positiv war in der Sendung, daß der Lichtoperator sich wohl die Show noch mal angekuckt hat und jetzt das Licht viel besser war. Die Breaks in den Songs waren knackiger unterstützt. Klasse. Auch auffällig: nach den beiden Medleys waren die Standing Ovations gewissermaßen vorher angesagt und geprobt. Nach dem Auftritt von Texas Lightning gab’s wirkliche, echte, ehrliche Standing Ovation. Das freut mich für die Truppe.
And the winner is: Roger Cicero. Gratulation ! In diesem Rahmen echt verdient. Interessant die Gesichter der Verlierer: Monrose traurig, Kunze gepißt. Hier kurz ein Insider: Jens, Du mußt uns mitnehmen. Is‘ klar, oder ?! Liebe Grüße in die Runde.
Ich hab‘ mir die Show gestern auch angeguckt. Irgendwie finde ich’s ganz schön traurig, dass überhaupt nur 3 Bewerber dabei waren, aber klar, nach den Plätzen der letzten Jahre… Da will sich sicher keiner blamieren. Natürlich war ich auch für Roger – die anderen beiden gingen ja auch gaaar nicht. Ich bin gespannt, wie’s dann beim Grand Prix wird…
Seit letztem Jahr gibt es immer nur drei Bewerber, die vorher ausgewählt wurden. Das ganze Auswahlverfahren wurde gestrafft und alle, die sich auch noch beteiligen wollten (falls es denn welche gab; meistens ist es eher so, daß Künstler angesprochen werden und dann keine Lust haben), wurden vorher aussortiert.