Wenn man zum Volksparkstadion (andere mögen es AOL – Arena oder gar HSH Nordbank – Arena nennen, aber daß das Schwachsinn ist, schrieb ich ja bereits) in Hamburg kommt und einen so ein Ausblick erwartet, dann kann man sicher sein, daß eine größere Produktion zu Gast ist. Am Dienstag war dies The Police.
Bei meiner Ankuft war es noch erstaunlich leer und auch bis in die erste Welle konnte man ohne Probleme gelangen. Ich hatte damit gerechnet, daß es schon deutlich voller sein würde. Immerhin war seit 16:30 Einlaß, offizieller Showbeginn (der Vorband) war 18:30 und wir kamen so um 18:00 Uhr an. Bis zum Auftritt von The Police sollte es natürlich noch deutlich voller werden, aber von einem ausverkauften Haus war man auch später weit entfernt.
Als Techniker mußte ich mich natürlich erst mal umsehen und neben vielen Lampen, ganz offensichtlichem Video und der PA fiel mir sofort der Hintergrund der PA – Wings auf: das ist auch eine Möglichkeit, die Sidewings zu verstecken; indem man da einfach großflächig LED – Videowande vorbaut. Hinter die PA. Wenn man’s hat……
Und dann startete The Police auch schon. Ach nee. Nur die Vorband. Aber es hätte auch die Hauptband sein können. Ein Trio; Schlagzeug, Baß, Gitarre. Der Bassist singt und hat eine erstaunliche Stimmähnlichkeit zu Sting. Hm. Die Band heißt Fictionplane und erst später erfuhr ich, daß der singende Basser der Sohn Stings ist. Noch mal hm. Die Musik dann die konsequente Weiterentwicklung des Papas; einige Songs hätten auch von ihm sein können (oder sind es sogar, wer weiß). Letztlich war das Set sehr gut, die Musik ging nach vorne und meine charmante Begleiterin zerschmolz beim Anblick der Musiker. Im Musikerbekanntenkreis sollte es später heißen, das sei die bessere Band des Abends gewesen. Ich selbst sehe das nicht so, aber sie war zumindest mal ebenbürtig. Eigentlich ganz schön mutig von der Hauptband, sich so eine Vorband einzuladen. Aber es bleibt ja in der Familie…
Nach einem gemütlichen Umbau ging’s dann auch wirklich los. Basser und Gitarrist hatten die Seiten gewechselt und das war auch gut so. Die Band ist nämlich ganz schön alt geworden und nur Sting hat sich gehalten.
Sting war auch ehrlicherweise der einziger Musiker, der eben als Musiker den ganzen Abend überzeugte. Steward Copeland traf nicht immer die Eins und an zwei Stellen entstand so deutlich hörbares Geeier innerhalb der Band; was ihn nicht daran hinterte, in schöner 80er Manier zu posen. Und auch Andy Summers war schon besser in Form. Nichtsdestotrotz fand ich das Gesamtkonzert an sich schon wirklich ein tolles Erlebnis.
Weiter geht’s nach dem Break.
Auch der Sound war bei uns vorne (ich stand in der vierten Reihe) wirklich überzeugend. Von Fachkollegen, die weiter hinten standen hörte ich allerdings, daß es dort eher nicht so doll gewesen sein soll. Was an der Akustik des nicht ausverkauften Stadions, oder auch an den Technikern gelegen haben kann. Oder an beidem.
Teilweise erschreckend fand ich jedoch das Publikum. Das war (natürlich) mit der Band gealtert und viele hielten sich selbst bei Nummern wie „So lonely“ eisern an ihrem Bier fest. Kinners, das kann doch nicht sein, daß man von der Seite schief angesehen wird, wenn man sich musikgerecht bewegt, oder ? Ich hatte schon befürchtet, daß es nicht ganz so werden würde wie vor 25 Jahren (siehe dort), aber daß das Hauptmanko nicht die Band ist (die entgegen meinen Befürchtungen tatsächlich ja als Trio spielte und nicht eine fette Drumherumband mitschleppte), sondern das lahme Publikum, ist schon echt doof.
Ziemlich gut fand ich die Technik drumherum. Drei HighDefinition – Videowände (für jeden Musiker immer eine Wand), einen LED – Videokranz oben ums Trussing, die bereits erwähnten Wände hinter der PA wurden intelligent mit Inhalt, Farben, Mustern gefüllt. Da hat sich schon mal jemand wirklich Gedanken gemacht. Viele Movingheads, die richtig und geschmackvoll eingesetzt wurden und auch ein wenig konventionelles Licht; allem voran acht 12-Lights und drei 10kWs. Schon fett. Darüber hinaus gab es auf der Hinterbühne noch höhenverfahrbare Stative mit je drei MovingSpots darauf. Sind wir mal ehrlich: all‘ dies hat in meinen Augen ganz erheblich zum für mich positiven Gesamterlebnis mit beigetragen. In Musikerkreisen wird sowas ja auch gerne mal bestritten.
Auch war es Dank bewegter Trussen möglich, das Set zwischendurch mal etwas kleiner wirklen zu lassen und in diesen Momenten stand da tatsächlich fast das alte Trio in einem Club auf der Bühne — jedenfalls für mich in der vierten Reihe.
Welcher Song mit komplett rotem Licht gespielt wurde, brauche ich ja nicht weiter zu erwähnen. Erstaunlich auch hier, wie wenig textsicher 40.000 Besucher sein können.
Wenn man näher hinschaute, dann fiel einem auch auf, daß die Drei sich untereinander eigentlich nicht viel zu erzählen haben. Richtig Spielfreude war jedenfalls nicht unbedingt zu erkennen.
Die drei Szenen, in denen man dann doch mal zusammen „rockte“ wirkten schon recht choreographiert; nach dem Motto: das steht jetzt so im Ablauf, gut, dann machen wir das mal.
Und trotzdem bleibt am Ende ein geiler Abend. Mag sein, daß da alte Jugenderinnerungen mitschwingen; mag sein, daß die Songs an sich einfach so gut sind, daß auch eine nicht mehr ganz tighte Band sie nicht zerstören können; mag sein, daß die Show drumherum so stimmig war, daß sie Durchhänger auffing — mir hat’s gefallen.
In der Tat, habe auch ein paar Songs genossen, bevor ich total übermüdet nach Hause gefahren bin. Wär ich in der Stimmung gewesen, ich wäre wohl bis zum Schluss geblieben…
Gerhard du Wurst!
Geht ja wohl gar nich! Friss socken!
Mit den allerfreundlichsten Mißwünschen
Mister IB
sehr schön, dann freue ich mich mal auf den bericht.
Naja, bei Police erwarte ich nicht viel. Biertrinkendes Publikum und eine etwas fußlahme Band von Jungs, die nur des Geldes und der eigenen Nostalgie wegen nochmal aus der Versenkung kommen (mach man sich nix vor: auch Sting ,der noch der erfolgreichste des Trio gebvliebenist, füllt solche Locations nicht alleine). Die Zeit von Police, letzten Endes, ist auch einfach vorbei. Für fünf Jahre war es eine der wichtigsten, wegweisenden, mutigsten Bands schlechthin. Ein Konzert 2007 ist nur noch Jugenderinnerungen abarbeiten. Ich erwarte mir für Düsseldorf also nicht allzu viel… aber schön zu hören, dass man einigermaßen nachvorne durchkommt, das wär mir schooooon recht. Wird eh Zeit, dass die Emma-bedingte Konzertpause ein Ende findet ;-).
Dir wünsch‘ ich viel Spaß in Düsseldorf !
utner uns: es scheint doch sehr stark durchchoreograhiert gewesen zu sein. die pressebetreuerin sagte uns, das „der sprung“ vermutlich im zweiten song am anfang kommen würde. als „der sprung“ dann am ende des ersten songs kam, waren alle, inkl. ihr, sehr überrascht, sie hat sich auch dafür entschuldigt. ich hab mich am ende auch gefragt, ob es an meinen fähigkeiten liegt, oder ob die wirklich nur als einzel-musiker da auf der bühne standen – hab aber noch die bilder von zwei kollegen gesehen, die auch keine harmonie fotografieren konnten… schade eigentlich. bist du gleich auch am flughafen bei roger?
Den Eindruck der Choreographie hatte ich auch. Und auch den Eindruck der drei einzelnen Musiker.
Ich bin zur Zeit mit Annett unterwegs und darum nicht am Flughafen. Ich weiß gar nicht, wer Roger betreut, denn Jens ist ja noch nicht wieder wirklich arbeitsfähig.