Da schreibt also ein alter Mann einen kritischen Text zur israelischen Politik und schon heult alles auf, schreit „israelfeindlich“ und „antisemitisch“ gar (wobei vom jüdischen Glauben in dem Text nicht ein Wort steht und man durchaus differenzieren sollte zwischen dem Staat und dem Glauben). Dabei scheinen die meisten Kritiker des Textes ihn gar nicht bis zum Ende gelesen zu haben.
.….. und
gleichfalls darauf bestehen,
daß eine unbehinderte und permanente Kontrolle
des israelischen atomaren Potentials
und der iranischen Atomanlagen
durch eine internationale Instanz
von den Regierungen beider Länder zugelassen wird.
Nur so ist allen, den Israelis und Palästinensern,
mehr noch, allen Menschen, die in dieser
vom Wahn okkupierten Region
dicht bei dicht verfeindet leben
und letztlich auch uns zu helfen.
Auch das schreibt also Grass und wenn man ehrlich ist, dann kann man dem nicht widersprechen.
Im Gegensatz zu Grass sehe ich tatsächlich Israel nicht als alleinigen Agressor in der Region. Aber besonders geschickt, das muß man zugeben, verhält sich die israelische Politik auch nicht immer. Auf der anderen Seite ist bei den Feinden Israels natürlich auch nicht gerade Verhandlungsbereitschaft oder Friedensliebe zu erkennen. Um zu überleben muß Israel also immer versuchen, der stärkste Staat der Region zu sein; anderenfalls würde er überrannt. Trotzdem kann man sich natürlich fragen, ob die Siedlungspolitik hilfreich ist — und eben, ob man Israel U-Boote verkaufen muß, die atomwaffenfähig sind.
Festzuhalten bleibt sicher, daß der Einsatz von Atomwaffen, egal von welcher Seite, die Welt in einen üblen Strudel ziehen würde.
Die Diskussion über den Text zeigt mir persönlich, daß Berichterstattung in unserer Zeit in erster Linie auf den Skandal aus ist und nicht auf eine ruhige, sachliche Diskussion um ein durchaus diskutierenswürdiges Thema. Eine verpaßte Chance.