Herzlich Willkommen

Dieses Wochenende bin ich mal wieder für den ZDF – Fernsehgottesdienst unterwegs, der diesmal aus der Freien Evangelischen Gemeinde Nürnberg kommt. Dort wurde wir sehr herzlich begrüßt, wie ja leicht zu erkennen ist.

Diese Gemeinde ist technisch ziemlich modern ausgestattet. Man hat bis zu 20 Funkstrecken zur Verfügung, der Gottesdienst wird simultanübersetzt (Persisch, Arabisch, Türkisch und Gebärdensprache), es gib eine Induktionsschleife für Hörgeräte und wer möchte kann sich die Messe hinterher als Aufnahme auf USB – Stick, Cassette, CD oder sogar DVD mitnehmen. Das habe ich in dieser Form noch nie erlebt.

Im Laufe des Wochenendes werde ich Euch im Detail zeigen, wie es hier aussieht.

Blick an den Rand Europas

Copyright: Marina Jerkovic

Das Internet ist eine unglaubliche Plattform für tolle Photos, das schrieb ich ja hier schon ein paarmal. Ganz häufig zeigen mir Bilder in den Tiefen des Webs ganz deutlich meine eigenen Grenzen in der Photographie. Es ist einfach toll, daß ich über dieses Medium so viele hervorragende Photos sehen kann, die ich früher nie kennengelernt hätte, weil sie einfach untergegangen wären.

Über das Internetmagazin Kwerfeldein kam ich zu einen Bericht über ein Dorf in Bosnien – Herzegowina, über die Situation dort 15 Jahre nach Kriegsende. Die dort gezeigten Photos und die Geschichte dahinter fesselten und bewegten mich so sehr, daß ich mir unbedingt weitere Bilder der jungen, in Berlin lebenden Photographin Marina Jerkovic auf ihrer Homepage ansehen mußte. Diese Photoserie bekommt ja gerade in diesen Tagen nochmal einen ganz frischen Bezug. Neben den ganz unterschiedlichen Bildern aus dem Land ihrer Eltern gibt es dort Portraits und „Schnappschüsse“ zu sehen — und auch eine kleine Dokumentation über „Alice im Hungerland“, die ich sehr gefühlvoll umgesetzt finde.

Es ist eine schöne Homepage, deren Besuch ich Euch besonders ans Herz legen möchte. Und ich freue mich auf weitere Bilder von Marina in Zukunft.

Berufsberatung, Teil 2

Nun also zu der Frage, worauf man achten sollte, wenn man sich dazu entschlossen hat, eine Ausbildung als Veranstaltungstechniker machen zu wollen. Vor ein paar Jahren habe ich dazu schon mal etwas geschrieben und im Grunde hat sich das nicht verändert.

  • Kümmert Euch um ein akzeptables Schulzeugnis. Da müssen nicht lauter Einsen drinstehen, Gott bewahre. Aber es sollte erkennbar sein, daß Ihr Euch für Technik interessiert und zuverlässig seid. Entschuldigungen wie „Der Lehrer war voll gemein“ interessieren echt keine Sau und zeigen nur, daß Ihr nicht bereit seid, selbst Verantwortung für Euer Handeln zu übernehmen.
  • Informiert Euch über den Job. Was bedeutet es wirklich, Fachkraft für Veranstaltungstechnik zu sein, also jenseits der Tatsache, daß man mit coolen Künstlern abhängen kann. Denn tatsächlich ist die Arbeit oft hart und die Künstler feiern bereits mit den süßen Veranstaltungskauffrauen, wenn Ihr noch abbaut. Seid Euch im Klaren darüber, daß Ihr viel und lange und nachts und am Wochenende arbeitet, daß Ihr manchmal wochenlang nicht zuhause seid.
  • Schaut Euch die Betriebe an, bei denen Ihr Euch bewerbt. Überlegt Euch genau, ob der Betrieb zu Euch und ob Ihr zum Betrieb paßt. Und ob der Betrieb Euch das beibringen kann, was Ihr lernen wollt. Jemand der nach der Lehre gern Punktourneen fahren möchte, sollte nicht im Stadttheater lernen. Das sind zwei völlig unterschiedliche Welten, die aber im gleichen Ausbildungsberuf ausbilden.
  • Interessiert Euch schon im Vorfeld für Konzerttechnik … und für handwerkliches Arbeiten. Als Techniker müßt Ihr sowohl mit Schraubenzieher und Lötkolben, als auch mit dem Laptop sicher umgehen können.
  • Als Tontechniker schadet es nicht, Noten lesen zu können (das gibt im Zweifelsfall dann die gutbezahlten Jobs).
  • Vielleicht überlegt Ihr auch schon, in welche Richtung Ihr Euch irgendwann mal spezialisieren wollt. Tatsächlich gibt es ein paar gute Generalisten, aber das ist eher selten. In der Regel wird man sich auf Dauer hauptsächlich mit einem Feld beschäftigen und da dann auch in die Tiefe gehen. Tontechnik, Lichttechnik, Videotechnik, Rigging, Bühnentechnik, special effects, Bühnen- und Dekorationsbau wären ein paar Felder, für die man sich interessieren könnte.

Generell kann man sagen, daß Leute, die nicht wirklich engagiert bei der Sache sind, es auf Dauer echt schwer haben werden. Darum lohnt es sich, auch schon im Vorfeld zu schauen, was man eigentlich will.

 

Berufsberatung, Teil 1

In den letzten Wochen erreichten mich einige Mails von Lesern, die etwas über meinen Beruf erfahren wollten, darüber, wo man sich am besten bewirbt und worauf man generell achten soll. Auch gerade liegt hier noch eine Mail zur Beantwortung (ich muß mal die abgeschickten Mails speichern, damit ich sie einfach kopieren kann und nicht jedes Mal neuschreiben muß……). Im Rahmen der Beantwortung der Mails machte ich mir auch immer so meine Gedanken über die Veranstaltungsbranche — und auch darüber, ob ich neue Kollegen eigentlich überhaupt haben möchte. Darum mal ein paar Gedanken auch hier dazu.

Als ich begann, mich für den Beruf des Tontechnikers zu interessieren gab es nur sehr eingeschränkt echte Berufsausbildungen. Man konnte Toningenieur oder Tonmeister studieren und in Nürnberg gab es die Schule der öffentlichrechtlichen Sendeanstalten. Alles andere lief per learning by doing. Man machte mal, sammelte seine Erfahrungen und im Laufe der Zeit wurde man besser. Dadurch daß es kein anerkannter Beruf war fanden das Eltern beispielsweise oft keine akzeptable Beschäftigung und so war der Kreis derer, die hauptberuflich als Techniker auf Veranstaltungen arbeiteten, überschaubar.

Dann begann der Markt sich zu professionalisieren. Plötzlich konnte man (teilweise umstrittene) Ausbildungen an privaten Schulen machen und es wurde ein richtiger, offizieller Lehrberuf eingeführt: die Fachkraft für Veranstaltungstechnik. Auch die Tagessätze begannen sich in eine Richtung zu bewegen, die ein vernünftiges Leben mit akzeptablen Absicherungen möglich machten.

Mittlerweile ist der Lehrberuf anerkannt; so anerkannt, daß auch Eltern diesen Beruf plötzlich akzeptabel finden. Man bekommt ja ein Stück Papier und kann etwas vorweisen. Das ist in Deutschland wichtig. Und so gibt es immer mehr Leute, die als Techniker arbeiten wollen. In einigen Städten schon zu viel bis reichlich zu viel Leute, die als Techniker arbeiten wollen. Damit beginnt etwas sehr unschönes: die brutale Erosion der Tagessätze. Es findet sich immer jemand, der einen Job noch billiger macht. Das wissen auch viele Kunden, so daß in weiten Teilen ein breites Gemetzel um die Preise begonnen hat. Das Ganze übrigens auch ohne die Öffnung Europas zum Osten hin; diesen Preiskampf schaffen wir auch ganz allein in Deutschland.

Natürlich gibt es Berufsverbände die immer wieder predigen, daß gute Arbeit auch gut bezahlt werden soll und daß Dumping auf Dauer der Tod des professionellen Berufsstands sei. Sie haben Recht. Allerdings bleiben sie ungehört. Ganz im Gegenteil sind es unter anderem auch ein paar leitende Mitglieder dieser Berufsverbände, die in ihren Betrieben den Preiskrieg ganz offen führen. Und so kommt es, daß in manchen Bereichen die Tagesgagen für Techniker zur Zeit wieder sinken. Nicht nur inflationsbereinigt und real, sondern auch nominal.

Kommen wir zurück zur Frage, ob sich eine Ausbildung als Veranstaltungstechniker lohnt und ob ich überhaupt will, daß es viele neue Kollegen gibt. Die Antwort ist ein ehrliches nein. Sorry. Mir selbst ist aus ganz egoistischen Gründen nicht daran gelegen, daß der Markt mit Technikern überschwemmt wird. Und auch die jungen Leute, die eine Ausbildung beginnen wollen sollten sich darüber im klaren sein, daß nach der Lehre in der Regel das nicht immer sichere Leben eines Freelancers wartet; Festanstellungen sind (noch) nicht wirklich üblich. Daß man oft mehr als 40 Stunden in der Woche, gern am Wochenende und zu unchristlichen Zeiten, arbeitet, was sich nicht immer als partnerschaftsfördernd erweist. Und daß die Augenbrauen manchmal erschrocken nach oben schnellen, wenn man Tagessätze in Stundenlöhne umrechnet (und dabei berücksichtigt, daß man als Freelancer die kompletten Sozialabgaben selbst zu tragen hat).

Ich will meinen Beruf nicht miesmachen. Ganz im Gegenteil: für Leute, die Abwechslung lieben und Schreibtische hassen kann es genau das Richtige sein. Aber ich fände es auch ziemlich schade, wenn er wegen Überangebots in der Breite wieder vor die Hunde geht und nur ein paar hochspezialisierte Wenige in Würde überleben.

Telephonspaß

Darüber, daß in Zeiten des Handys auch ein gewisser Komfort verlorengegangen ist, wurde ja schon von vielen bemerkt. Man kann nach einem ärgerlichen Telephongespräch nicht mehr den Hörer auf die Gabel knallen und auch wenn man man mitschreiben möchte ist es gar nicht so einfach, moderne Telephone zwischen Ohr und Schulter zu klemmen. DerFreD machte mich darauf aufmerksam, daß es nun Erlösung gibt: der Bluetooth – Telephonhörer ist da. Ich konnte da leider nicht widerstehen. Funktioniert hervorragend mit dem Handy, aber auch bei langen Skypophonaten. Endlich hat man wieder was Handfestes in der Hand und nicht nur ein Gerätchen, zu dessen Bedienung die Wurstfinger zu groß sind. Herrlich !

Stuttgart 1960

Heute war ich unter anderem auch in Stuttgart, bei einer Vorbesichtigung. Auf dem Rückweg nach Hause wartete ich eine halbe Stunde am Bahnhof auf meinen Zug und während ich da so saß und mich umschaute machte ich mir so meine Gedanken zum Stuttgart 21 – Projekt. Zugegeben, die Diskussion darum kann ja kaum noch jemand hören, aber nun war ich halt gerade mal da.

Wenn man ehrlich ist, dann sind weite Teile des Stuttgarter Bahnhofs pottenhäßlich. Klar, viele Bahnhöfe strahlen nicht gerade vor Schönheit, aber dieser hier ist für einen Großstadtbahnhof schon reichlich … um. Ein paar Gedanken zur Umgestaltung täten schon mal ziemlich Not. Und wenn ich mir jetzt das Umfeld des Warschauer Bahnhofs anschaue (der jetzt auch echt häßlich ist, aber seit Jahrzehnten fast komplett unter der Erde, so wie das in Stuttgart auch geschehen soll), dann finde ich die Idee des unterirdischen Bahnhofs ziemlich klasse. Man hat keine fette Gleistrasse mitten in der Stadt, sondern reichlich Platz. Ehrlicherweise fand ich die Idee des fast unsichtbaren Bahnhofs schon vor vielen Jahren toll, als ich das erste Mal in Warschau war.

In Stuttgart finde ich es schon bemerkenswert, daß sich viele, viele Jahre lang keine Sau für die Planungen des neuen Bahnhofs interessierte, aber dann das große Aufschreien kam, als die Bauarbeiten anfingen. Das ist eigentlich ja ein wenig spät und nur die Tatsache, daß Politiker rückgratschwache Menschen sind erklärt, daß da wieder herumgefeilscht wird. Eigentlich hätte man Gorbatschow zitieren müssen: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“

Auf der anderen Seite kann man sich natürlich fragen, ob ein so gigantisches Projekt wie der Komplettneubau eine sinnvolle Investition ist, wenn man notorisch herumstöhnt, daß ja kein Geld da sei. Aber diese Frage hätte man vor einigen Jahren auch schon stellen können und eine große Mehrheit der Bevölkerung war aber da zu diesem Zeitpunkt Eis essen, oder beim Kegeln; jedenfalls nicht demonstrierend auf der Straße. Also scheint das so wichtig nicht gewesen zu sein.

Ich selbst glaube schon, daß ein kostenexplosiver Neubau nicht in die heutige Zeit paßt. Auf der anderen Seite vermisse ich aber ganz stark Politiker, die eine klare Linie verfolgen und die genau so klar voranschreiten. Dieses Herumgeeiere ohne Eier jedoch, das finde ich ziemlich doof. Mindestens genauso doof wie den derzeitigen Zustand des Stuttgarter Bahnhofs.

unsichere Sicherheitsausrüstung

In den vergangenen Tagen gab es ja schon in Branchenkreisen Hinweise zu einem Kletterunfall, bei dem auch die Ausrüstung eine Rolle gespielt hatte. Petzl, der Hersteller, rief daraufhin einen bestimmten Artikel aus einem definierten Produktionszeitraum zurück. Heute gibt Petzl nun eine recht umfassende Sicherheitswarnung zu einer breiteren Produktpalette aus einem großen Produktionszeitraum heraus, die Ihr im Anschluß findet.

Natürlich ist es erstmal etwas beunruhigend, plötzlich eine recht umfassende Sicherheitswarnung zu einem Teil der Ausrüstung zu lesen, auf die man sich sonst oft blind verläßt. Auf der anderen Seite finde ich es auch recht beruhigend, daß Petzl sich nicht scheut, erst mal nur aus Verdacht eine Warnung auszusprechen, um die Zeit zu haben, in Ruhe ganz genau hinzuschauen.

„Ganz genau hinschauen“ ist ein gutes Stichwort: vielleicht ist das auch mal ein Anlaß, sich seine Ausrüstung generell mal wieder genauer anzuschauen. Ist alles noch in Ordnung, oder sollte man mal wieder etwas austauschen ?  So eine PSA kann ja nur dann schützen, wenn sie noch nicht verschlissen ist.

Verehrte Kundin, verehrter Kunde,

in Folge eines Unfalles, der sich am 5. Mai 2011 an einem Klettersteig an der Bastille (Grenoble, Frankreich) ereignet hatte, wurde von uns als Vorsichtsmaßnahme am 13.5.2011 ein erster Aufruf zur Überprüfung der Petzl SCORPIO Verbindungsmittel (L60 und L60 CK) bis zum Fertigungsmonat März 2005 veröffentlicht. Informationen und Analysen zeigten jedoch, dass der Fertigungsprozess der Aufreißfalldämpfer einen Schwachpunkt aufweist, der den Fehler (nicht vorhandene Sicherheitsnaht), der den Unfall verursacht hat, erklären könnte.

Als Konsequenz dessen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit des Auftretens dieses Fehlers sehr gering ist, hat Petzl folgende Entscheidungen getroffen:

  1. Vorübergehend die Produktion aller Verbindungsmittel mit Aufreißfalldämpfer einzustellen.
  2. Vorübergehend den Verkauf der SCORPIO und ABSORBICA Verbindungsmittel mit Falldämpfer einzustellen, um die Lagerbestände zu überprüfen.
  3. Erweiterung des Aufrufs vom 13.5.2011 auf alle SCORPIO Verbindungsmittel für Klettersteige, die bis heute verkauft wurden.
  4. Eine sofortige Sicherheitswarnung für alle Petzl ABSORBICA Falldämpfer herauszugeben, mit dem Aufruf diese Produkte nach der außerordentlichen Prüfroutine für PSA sofort zu prüfen. Siehe bitte die Sicherheitswarnung und die Ergänzung zum Vorgehen der PSA Überprüfung bei ABSORBICA Falldämpfern (deutsche Version folgt).

Weitere aktuelle Informationen erhalten Sie hier.

Bitte überprüfen sie die Petzl Website während der nächsten Tage regelmäßig, um die neuesten Informationen bezüglich dieser Sicherheitswarnung zu erhalten.

Videoeinführung

Copyright: Saskia Buch / Media Resource Group

Unser Unternehmen darf recht häufig für die Firma Würth arbeiten und so gibt es auch in das Umfeld recht enge Kontakte, so auch zur Reinhold Würth Hochschule in Künzelsau. Dort kann man unter anderem Eventmanagemet studierten. Damit die Studenten mal einen praktischen Einblick in die technischen Möglichkeiten bekommen, waren etwa 20 von ihnen heute bei uns in der Firma. Wir hatten im Lager Technikstationen aufgebaut, an denen wir Infos zu verschiedenen Themen gaben. Ich mußte durfte kurzfristig das Thema Video übernehmen.

Es war ganz interessant die Reaktionen der Studenten auf die modernen Möglichkeiten des Videos zu erleben. Über viele Dinge die für uns Techniker mittlerweile Alltag sind haben sie bisher noch nie nachgedacht und so ist es ganz gut einmal zu zeigen, daß die Grenzen des Machbaren eher in der Phantasie des Planers (und manchmal leider auch im Budget) liegen, als in der technischen Umsetzbarkeit. Mir hat diese Runde auf jeden Fall großen Spaß gemacht.

Her mit den Grenzkontrollen !

In den letzten Wochen zerbröselt die EU zusehens; neben dem Scheitern der gemeinsamen Geldpolitik erleben wir die Renaissance der Grenzkontrollen. Italien, Frankreich und nun auch Dänemark möchten die Schengener Vereinbarung wieder zurückdrehen und die Ausweiskontrollen wieder einführen. Ich erinnere mich noch sehr deutlich daran, wie nervig es war, wenn man manchmal Stunden vor irgendwelchen Grenzen herumstaute und von daher fand ich es eine reichlich bekloppte Idee, diese Kontrollen wieder einzuführen, bloß weil Italien der lieben Dramatik willen meint, mit den Flüchtlingen nicht mehr zurechtzukommen, oder weil rechtsgerichtete Dänen ihre Gäste zukünftig mit hochgestrecktem rechten Arm begrüßen wollen.

Bis heute Nachmittag.

Da lag ich an der Alsterplatte, die Sonne in meinem Gesicht , ein leckeres Eis an meiner Zunge, das Leben genießend und plötzlich wurde das Idyll jäh gestört: Chilenen quälten mein Gehör und deren Panflöten zu unsäglicher (und unsäglich lauter) Playbackmusik. Da wurde mir schlagartig klar, daß Genzkontrollen wieder eingeführt werden müsssen. Sofort. Und alle mit Panflöte bewaffneten Andenbewohner werden mit einem Einreiseverbot gebannt. Nur so kann der Weltfrieden gerettet werden. Bitte.

Light- and Videodesign: twelve points

Copyright: NDR/EBU

Das war er nun, der Eurovision Song Contest. Mal abgesehen davon, daß ich das Ergebnis nicht verstehe, kann man mal festhalten, daß es mal wieder eine absolut überzeugende technische Umsetzung war. State of the Art. Die Kollegen Video und Licht haben die Songs bestmöglich unterstützt, waren oft entscheidende Mitglieder der Band. Gewissermaßen. Ganz, ganz tief gezogenen Hut.

Unabhängig vom Ergebnis möchte ich doch noch mal eben meine Eindrücke festhalten: ich fand die Idee des Openings schon sehr witzig, auch wenn es natürlich kein echtes Opening war, so wie man es aus den vergangenen Jahren kannte. Es war keine Inszenierung losgelöst von den Songs, sondern, nun ja, schon eine Beweihräucherung von Herrn Raab. Aber immerhin eine sehr gut gemachte Beweihräucherung. Auch wirklich schön fand ich die TiltShift – Videos als Einspieler. Das war schon mit Liebe gemacht.

Auch Jan Delay in der Abstimmpause fand ich einen guten Stimmungsbringer. Aber auch da muß man sich fragen, warum man an dieser Stelle einfach nur Jan hat singen lassen, anstatt, wie in den vergangenen Jahren, die Gelegenheit zu einer echten Performance zu nutzen. Ich finde, man hat international gesehen die Chance ein wenig verspielt, nicht nur als technisch perfekter Dienstleister dazustehen (die Shows der letzten Jahre waren ja faktisch auch immer deutsche Produktionen), sondern eben auch künstlerisch Herausragendes abzuliefern.

Sehr gut geschlagen haben sich die Moderatoren. Ehrlicherweise hatte ich nicht damit gerechnet, daß die drei so perfekt abliefern werden.

Nun kurz zu den Länderbeiträgen:

Finnland: tatsächlich finde ich ja Songs, bei denen nur eine Person auf der Bühne steht, bei denen auf das ganze Tänzerbrimborium verzichtet wird, immer sehr gut. Wenn sie es verträgt. Diese Nummer hier fand ich eher langweilig — auch wenn die Erdprojektion schon sehr bewegend ist. Aber ich schrieb ja schon, da die Licht-/Videocrew unglaubliches leistete.

Bosnien und Herzegovina: noch so ein „netter“ Song, der keinem wehtut. Mir fällt schon auf, daß das zu hörende Klavier leider nicht auf der Bühne steht, sondern statt dessen ein Rhodes. Aber wahrscheinlich bin ich zu pingelig.

Dänemark: mir gefällt das klare, weiße Lichtdesign für den Song, auch wenn der Song selbst nicht aus den Hufen kommt. Dafür daß die Jungs wie Rocker aussehen wollen ist das Stück einfach zu hymnisch.

Litauen: eine echte Musical – Schnulz – Nummer. Und wieder wenig Leute auf der Bühne. Für verliebte Pärchen sicher wunderschön.

Ungarn: eine Disko – Abtanz – Nummer, die von Whitney in besseren Jahren sein könnte. Und eine Nummer, die alte ESC – Traditionen aufleben läßt: Windmaschinen und extrem kurze Röcke.

Irland: ein echter Abrocker. Ein Knaller. Für mich einer der Favoriten des Abends.

Schweden: für mich eine langweilige Massenware – Nummer, auch wenn sie schon leicht rockig daherkommt. An der Stelle mal wieder auch ein fettes Lob an die Umbaucrew: in den kurzen Umbauzeiten wird zwischen diesem und dem nächsten Song echt schon eine Menge Material bewegt und außerdem müssen die Glasscherben der Schweden noch entfernt werden. Respekt.

Estland: ein Song, den man zu kennen scheint, so eingängig ist die Melodie. Außerdem ein nettes Mädel. Aber auf der anderen Seite auch trotz des Mittelteils ein Song, der beim Staubsaugen nicht stört. Nicht prägnant.

Griechenland: wieso, bitte wieso kann denn dieser Song so hoch in der Wertung steigen ?!?  Was für eine pathetische Scheiße, gepaart mit mäßigem Rap !  Für meine Ohren eine unfaßbar schlechte Nummer.

Rußland: der Song fängt genau da an, wo die Griechen aufgehört haben: bei Pathos. Der Rest ist bester Bon Jovi – Hausfrauenrock. Na ja. Außerdem verstehe ich ehrlicherweise nicht ganz, wieso die Russen denn bei dieser absolut gigantischen Videowand im Hintergrund noch mal Videoscreens mitbringen müssen.

Frankreich: gewaltiges Video zu gewaltiger Filmmusik. Mir ist’s zu gewaltig.

Italien: eine schöne angejazzte Nummer, bei der man sich das Orchester aus alten Zeiten wieder an den Bühnenrand wünschen würde.

Schweiz: das Stück bekommt katastrophal wenig Punkte; verstehe ich nicht, da gibt es echt einige Songs, die ich deutlich, deutlich schlechter finde. Mich erinnert die Musik an Barcadi – Werbung. Keine sooooo schlechte Assoziation :-)

Großbritannien: Blue … na ja … Boygrouppopmusik von der Jahrtausendwende. Da hat sich nix getan in den letzten zehn Jahren. Außerdem wieder LED auf dem Set. Komisch. Auf den Gedanken würde ich nicht kommen bei der Bühne.

Moldau: Haha, die Nummer gefällt mir !  Geiles Outfit, tolle Partynummer. Genau gar keine ESC – Musik, aber genau deshalb wirklich klasse. Ich stand als Jugendlicher ja auf Ska……

Deutschland: Hm. Also erstmal finde ich das Stück mit seiner kühlen Ausstrahlung schon herausragend unter all den anderen. Auf der anderen Seite schafft es Lena bei weitem nicht, an die Ausstrahlung, an das Leuchten und Brennen des letzten Jahres heranzukommen. Sie brennt nicht. Was ich nach dem ganzen Streß des Jahres gut verstehen kann. Platz 10 ist ein respektables Ergebnis und geht schon klar.

Rumänien: unauffällige Schubidu – Musik die keinem wehtut. Aber mal ganz ehrlich: was machen die beiden Trompetentussen auf der Bühne, wenn eigentlich nur Geigen zu hören sind ?

Österreich: noch mal Whitney … aber ’ne Stimme hat se. Ich selbst hätte ja die Gospeltanten zuhause gelassen; nur sie ganz allein auf der Bühne hätte noch hochwertiger gewirkt. Auch ein Song, der mehr Punkte verdient hätte.

Aserbaidschan: zugegeben: es ist eine Nummer, die gut ins Ohr geht, die man zu kennen glaubt, die eine gute Radiotauglichkeit hat. Und auch sie wurde mit Licht und Pyro hervorragend umgesetzt. Aber Platz eins ?  Hm. Nee … ehrlicherweise nicht.

Slowenien: hohe Stiefel machen es nicht allein. Es ist eine langweilige Nummer.

Island: die Geschichte hinter dem Song ist natürlich herzergreifend, der Song selbst aber langweilig und harmlos.

Spanien: Mallorca – Trallalla – Musik. Eigentlich genau das, was man schubladenmäßig von Spanien erwarten würde.

Ukraine: da fliegt sie mit ihren Contaganstummelflügelchen. Für mich ein Song zum sofort wieder vergessen. Allein die Sandfrau bleibt in Erinnerung und ich unterstelle mal, daß 2/3 der eingespielten Punkte auf das Konto der Sandbilder gehen.

Serbien: ach Nina … für mich der beste Song. Ja, ich bin ein bißchen verliebt in die Sängerin. Außerdem stehe ich auf diesen 60er Jahre Soul – Pop – Sound, auf die Kleider und auf diese geilen Videos. Gefällt mir sehr. Auch, weil da einfach Begeisterung rüberkommt, weil die Mädels mit Spaß und Ausstrahlung auf der Bühne stehen.

Georgien: Rock ’n‘ Roll !  Ja, die Kostüme sind scheiße, aber die Nummer macht Spaß. Ein schöner Abschluß der Teilnehmer.

Während der ganzen Punktvergabe habe ich mich die ganze Zeit gefragt, warum man eigentlich die Show immer noch zweisprachig (Englisch und Französisch) durchführt. Alle, wirklich alle sprachen Englisch — nur Frankreich und zugegebenermaßen auch Belgien nicht. Bei 43 Ländern also zwei (und Belgien ist ein dreisprachiges Land, da wäre es eh egal). Ich würde Französisch als Showsprache ja kippen.

Es war also eine gigantische Show. Die Idee, mal einfach ein Fußballstadion umzubauen, war schon ein wenig größenwahnsinnig, aber sie hat funktioniert, hat unglaublich perfekt funktioniert. Gut gemacht Jungs & Mädels. Gut gemacht.