Nach Wochen und Monaten voll mit Schnee und Eis, nach Temperaturen von bis zu -25°C und dann Regen und trüber Suppe die letzten Tage in Belgrad und Zagreb heute nun strahlender Sonnenschein und T-Shirt – Temperaturen in Split. Halleluja ! Was das für einen Unterschied macht ! Ja, ärgerlich ist, daß wir Show haben, davon nicht viel sehen und auch nicht einfach am Strand abhängen können. Trotzdem ist allein die Luft plötzlich viel besser und schon das ist eine Wohltat, bei der man das Chaos drumherum fast vergessen kann. Fast.
Tor !
Heute hatte ich Gelegenheit, mal einen echten Treffer zu landen und mein Büro im Tor zu versenken. Endspiel gewissermaßen. Was auch fast stimmt, denn heute nacht geht’s über Ostern nach Hause.
Feuerangst
Bei der Gregorian – Tour setzen wir ein wenig Pyro ein und haben auch etwas Feuer auf der Bühne. Insgesamt alles in einer Größenordnung, bei der Feuerwehrleute in der Regel die Schulter zucken und einen anschauen, als wollten sie sagen „Junge, was soll das hier ? Ich habe schon große Häuser brennen sehen und da soll mir das hier imponieren ?“ Und sie haben ja Recht. Nur die Verwaltungsbeamte haben manchmal Probleme. Aber das sind ja Verwaltungsbeamte. So war es selbst in St. Petersburg und Moskau, zwei Städte, in denen Pyro nur sehr schwer genehmigt wird.
In Minsk war die Situation umgekehrt: da waren die Verwaltungsbeamte und der Vertreter des KGB (ja, der heißt da immer noch so) eigentlich relativ entspannt. Nur der Chef der Minsker Feuerwehr war bereits bei den kleinsten Flammen so aufgeregt und … erschreckt (!), daß er letztlich jeden Einsatz von Pyro verbot. Selbst das Zureden des Intendanten, wenn schon nicht die größeren Effekte, aber wenigstens die kleinen könne man doch machen, half da nicht. Das wiederum war dem Intendanten des Palasts der Republik so unangenehm, daß er nach der Show extra nochmal zu mir kam, um sich zu entschuldigen.
Ehrlicherweise kann ich mir solch einen Feuerwehrchef im Alltag nur sehr schwer vorstellen. Wie er wohl an den Job gekommen ist ?
Schnee von gestern
Vor ein paar Tagen erzählte ich ja schon, daß es in Minsk heftig geschneit hatte; etwa 80cm bis 1m innerhalb von 24 Stunden. Während es im Norden Deutschlands sicher für eine Woche Katastrophenalarm gegeben hätte, waren die Hauptverkehrsstraßen in Minsk innerhalb eines halben Tages wieder komplett schneefrei, nachdem zwei Spuren pro Richtung innerhalb weniger Stunden geräumt waren. Da wurde geschoben, gefräst und weggefahren. Oben seht Ihr eine Fräse, die den zusammengeschobenen Schnee in LKW läd, mit denen der ganze Schnee dann komplett aus der Stadt herausgefahren wird.
Aber nicht nur die Straßen, sondern auch die Dächer wurden geräumt. Oben seht Ihr jemanden, der ein Dach freiräumt, damit es nicht zu Schneelawinen kommt. Unten erwartete den Schnee dann das selbe Schicksal, wie auf der Straße: raus aus der Stadt. Das Ganze geht so schnell und koordiniert, daß mich das schon wirklich beeindruckt hat. In Hamburg bekommt der „Winterdienst“ das nicht so elegant hin. Dabei wird in Minsk nicht gestreut. Splitt nicht und erst recht nicht Salz. Ich habe Männer des Schneedienstes gefragt, sie halten nichts davon. Es würde mit Salz letztlich nur mehr Eis entstehen, das man viel schwerer räumen könne, als frischen Schnee. Dann lieber den Schnee direkt wegräumen. Kein schlechter Ansatz.
ABC – Alarm
Wenn ich in fremden Ländern Saft kaufe und die Schrift nicht lesen kann, dann ist ein guter Hinweis, einfach auf „100%“ zu achten. Zusammen mit dem Bild kann man dann eigentlich recht gut abschätzen, was einen erwartet. In Weißrußland ist mir das nicht gelungen. Da scheint das „100%“ nicht für natürlichen Saft, sondern dafür zu stehen, daß die Suppe zu 100% künstlich erzeugt wurde und mit natürlichen Bestandteilen nicht zu rechnen ist. Anders läßt sich der Geschmack und auch der Geruch nicht erklären. Brrrrrrr.
Luftverkehr
Im Netz stolpert man ja immer wieder über interessante Anwendungen. Flightradar24 zeigt einem beispielsweise live alle Flüge mit allen Daten. Das ist erstmal ganz lustig anzuschauen, zumal man sich auch die Cockpitaussicht simulieren lassen kann (wozu Google Earth alles gut ist…), dann aber kam ich doch ins Stutzen. Wir leben in Westeuropa ja schon ganz schön dekadent. Über ganz Rußland sind nur etwa zweimal so viele Flugzeuge unterwegs wie über Deutschland. Und über die Größenverhältnisse brauche ich wohl nicht viel zu sagen, oder ?
Interessant ist’s trotzdem.
St. Petersburg, Moskau, Minsk
Wir sind mit unserem Männergesangsverein mal wieder im Osten Europas unterwegs und es ist doch schon wirklich vieles ganz anders, als im übrigen Europa. Das fängt schon bei der Einreise nach Rußland an. Mir erschließt sich beispielsweise nicht, warum in Dreiteufelsnamen die Abfertigung unserer zwei LKW und des Nightliners 7,5 Stunden an der Grenze zwischen der EU und Rußland benötigt, obwohl wir doch ein ATA – Carnet (internationales Zollpapier) sogar in russischer Sprache haben und es andere Länder in 15 – 30 Minuten schaffen, auch wenn es nicht in ihre Landessprache übersetzt ist. Und ich weiß, daß wir ja schon eine privilegierte Abfertigung bekommen, daß Zollbeamte für uns bestochen wurden. Andere, normale LKW warten manchmal Tage. Es ist ja nicht so, daß unsere Fahrzeuge ausgeladen würden, um alles genau zu kontrollieren, nein. Man verschwindet mit den Papieren nur einfach irgendwo und kommt nicht wieder. Keine Ahnung, was dann damit angestellt wird, ob eine Wünschelrute über das Carnet wandert, oder sie die Zukunft damit vorhersagen, aber das Carnet ist erstmal weg. Nun haben wir eine Einladung des russischen Kultusministeriums. Wir kommen also sowieso rein. Warum dann nicht knackig in sagen wir mal einer Stunde (an einen kürzeren, mit anderen Ländern vergleichbaren Zeitraum will ich gar nicht denken), sondern eben in siebeneinhalb ?
In den russischen Hallen stoßen wir auf eine neue Vorschrift: in einem Land, in dem Heizungsthermostate, ja Heizungsventile quasi nicht vorhanden sind, weil die Raumtemperatur mit dem Fenster geregelt wird, muß jetzt beim Ein- und Ausladen erst alles in einen Luftschleusenraum geladen werden, dann geht die eine Türe zu, die andere auf und man räumt den Raum leer. So stockt der Auf- und Abbau natürlich zeitlich deutlich, besonders dann, wenn der Schleusenraum vielleicht 5m² groß ist, wie in St. Petersburg.
Hochinteressant finde ich auch den Unterschied zwischen den Geschlechtern. Während junge russische Frauen anscheinend versuchen, sich weiterzubilden und durchaus in der Lage sind, wenigstens grundlegende Dinge in Englisch zu klären, verbringen viele junge russische Männer augenscheinlich ihre Zeit in der Muckibude, was nicht nur dazu führt, daß neben den Damen oft Gorillas laufen, sondern auch dazu, daß eben von 14 Stagehands kaum einer in der Lage ist, ohne Dolmetscherin (!) seine Arbeit zu machen. Auch sind junge Frauen in der Regel sehr freundlich und hübsch, während schon junge Männer eher ruppig sind. Kein Wunder, daß ältere russische Frauen dann auch irgendwann dem Griesgram verfallen — bei den Männern. Beachtlich ist aber auch, daß die Männer durchaus spuren, wenn ihnen eine Frau klare Ansagen macht. Sowohl in St. Petersburg, als auch in Moskau gab es (natürlich englischsprechende) Frauen, die vom Führungsstil her auch Generalfeldmarschall bei der russischen Armee hätten sein können. Ich hatte nicht den Eindruck, daß auch nur einer der Stagehands überhaupt daran gedacht hat, den Frauen zu widersprechen.
In der letzten Nacht sind wir dann von Moskau nach Minsk gefahren. Es fielen in der Zeit etwa 1m Schnee, was auch für die hiesigen Verhältnisse und vor allem für die Jahreszeit viel ist. Wir brauchten 15 Stunden für knapp 780km Fahrtstrecke. In dieser Zeit lernten wir, daß wir mit unserem westlichen Denken durchaus in unserem Handeln limitiert sind. Die Fahrtrichtungen auf der weißrussischen Autobahn sind nur durch einen etwa 5m breiten Grasnarbenstreifen getrennt, es gibt keine Mittelleitplanke. Aus gutem Grund: wenn auf einer Seite das Weiterfahren wegen Schneeverwehungen nicht mehr möglich ist, dann wird halt auf die andere Fahrtrichtung gewechselt. Das Ganze geschieht automatisch und im Fluß, ohne daß es irgendwelcher polizeilicher Regelung bedarf.
Allerdings sind wir auf unserer Fahrt auch an einigen Unfällen vorbeigekommen, die einen schon wirklich schlucken lassen. Auf vielleicht 1,5m³ zusammengedrückte PKW, oder LKW ohne Fahrerkabine, vor denen eine Frau betend im Schnee kniet gab es beispielsweise zu sehen.
Eine interessante Frage ist auch, was man eigentlich mit Brücken macht, vor denen ein Höhenbegrenzungsschild mit 4m steht, wenn man 3,8m hoch ist und auf einer etwa 50cm dicken Schneedecke fährt. Es hat immer gepaßt.
In Minsk ist so viel Schnee gefallen, daß bislang nur die Hauptstraßen wirklich geräumt wurden. Die Räumtrupps sind auch um diese Uhrzeit noch unterwegs (wir haben 2h Zeitverschiebung, also jetzt 22:15). Man kann den ganzen Schnee nicht einfach zur Seite schieben, sondern er wird in viele, viele LKW geladen und vor der Stadt abgekippt. Hier gibt es gar nicht genug Platz dafür.
Der weißrussische Rubel ist quasi nichts wert. Spielbanknoten. Ein Euro sind 11.300,00 Rubel. Da wird man am Geldautomaten schnell zum Millionär, obwohl man noch nichtmal 100€ abgehoben hat. Da ich in den letzten Tagen meine Jacke verlor und es bei diesen Temperaturen schon ratsam ist, eine zu haben, kaufte ich mir eben eine, die von 999.000 Rubel auf 499.900 heruntergesetzt war. Und Kollegen erzählten gerade, daß sie mit einem Trupp für zwei Millionen essen waren.
Wie schon bei unserem letzten Besuch hier fällt sofort auf, daß die Menschen viel freundlicher als in Rußland sind, Minsk deutlich gepflegter aussieht, als russische Städte. Und daß mehr Männer Englisch sprechen als in Rußland. Da würde man doch in einer Quasidiktatur nicht unbedingt mit rechnen.
Jetzt aber erstmal die Erkältung auskurieren.
Gute Nacht.
Sieben vor Acht
Die finale Pyrogenehmigung für unsere heutige Show in Moskau trudelte dann auch schon um 19:53 ein. Just in Time möchte man mal meinen. Ich hätte unserem Produzenten nur sehr ungern erklären müssen, daß wir kein Feuer haben. So schauen wir dann mal, daß wir hier die Halle rocken.
Die optimale Körperpflege
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Unsere Tour ist schon ziemlich anstrengend und wenn man ehrlich ist, dann haben wir eher Reisetage, anstatt wirklich frei. Das macht sich auf Dauer schon etwas bemerkbar. Doch das ist jetzt anders ! Endlich habe ich eine neue Bodylotion, die meinem Körper gibt, was er wirklich braucht. Seht selbst.
Danke an Michél für die Idee, an Dani für ihr Sortiment und an Johannes fürs Filmen.
kurz
Heute in Riga hatte ich die kürzeste Pyroabnahme meines Lebens. Der Beamte kommt rein, sieht mich und meint: „Hello, I’ve seen your face before. It was alright. Have a nice day.“ Dreht sich um und geht.
So könnte es meinetwegen auch gern in anderen Städten laufen. In München oder Wien beispielsweise ;-)